Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

Truppen. Im Juli überschritten die Franzosen den Rhein bei Balzers unter General Jourdan und zogen über Vaduz und Nendeln gegen Feldkirch. Durch diese Truppendurchzüge, Einquartierungen und Kontribu- tionen hatte das Land ungeheuer gelitten. Die Kriegsschäden in der Zeit von 1794 bis 1802 betrugen nach amtlicher Schätzung etwa 1 000 000 Gulden. Kein Wunder, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes erschüttert waren und dass eine moralische Verwilderung sondergleichen unter der Bevölkerung eingetreten war. Am 24. März 1805 starb Fürst Alois I. und die Regierung ging an seinen Bruder Johann L, den kaiserlichen Feldmarschall, über. Im Mai 1804 war das napoleonische Kaisertum begründet worden. Der Senatsbeschluss über die Umwandlung Frankreichs in ein erbli- ches Kaiserreich wurde in einer Volksabstimmung mit über 3,5 Milli- onen Stimmen gutgeheissen. Am 2. Dezember 1804 krönte Napoleon sich und seine Gemahlin Josephine Beauharnais in der Kirche Notre Dame zu Paris, unter Mitwirkung Papst Pius VII., mit der Kaiserkrone. Die Kaiserkrone war das Diadem der römischen Cäsaren und der ka- rolingischen Kaiser. Das war der Gedanke ! Die römische Kaiserkrone ging von Habsburg-Lothringen auf Napoleon über. Unverhohlen sprach er schon von dem Kaisertum des Abendlandes und rief altrömische Erinnerungen wach, die sich in der gallischen Kultur erhalten hatten: die Adler des kaiserlichen Rom prangten auf den Feldzeichen seiner Legion. Was tat dagegen der rechtmässige Träger der röm'sich-deut- schen Kaiserkrone? Die Krone Karls des Grossen war ihm längst'Ver- leidet, und Kaiser Franz II. benutzte die Aufrichtung der napoleoni- sc'hen Monarchie, um den hohen Rang seines Hauses auf andere Weise für alle Zukunft sicherzustellen. Mit Zustimmung Napoleons nahm er den Namen und Titel eines Kaisers von Österreich an. Den Titel des römischen Kaisers behielt er vorläufig noch bei, doch war es wohl damals schon ersichtlich, dass er sein, «bizarres Doppelkaisertum», wie Talleyrand es spöttisch nannte, auf längere Dauer nicht behaupten konnte. Uber kurz oder lang musste. der jedes Sinnes entkleidete alt- heilige Name verschwinden. In Berlin begrüsste man das napoleoni- sche Kaisertum als eine Bürgschaft der neuen Ordnung Frankreichs und sprach die Anerkennung aus. Die kleinen deutschen Reichsstände sandten Napoleon unterwürfige Glückwunschschreiben und unterzeich- neten sich als Seiner Majestät alleruntertänigste und allergehorsamste
	        

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