Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

— 10 — enger mit der Politik Napoleons. Und diese Entwicklung liess neben Preussen und Österreich das «Dritte Deutschland» entstehen, das Deutschland souveräner Kleinstaaten, die um ihrer Souveränität willen sich gegen Österreich stellen mussten, solange dieses sich mit der neuen Ordnung nicht abfinden konnte. An dem Reichsfürstentum Liechtenstein waren die beiden soge- nannten Koalitionskriege nicht spurlos vorübergegangen. Schon im Jahre 1794 erhielt unser Land als Mitglied des Schwäbischen Kreises die Aufforderung zur Stellung seines Kontingentes. Liechtenstein stellte, so berichtet Peter Kaiser, 15 Mann zu Fuss und 2 Mann zu Pferd. Sie kosteten mit Armierung und Montur 2250 Gulden, und man hatte Mühe, die Gewehre für das Kontingent aufzutreiben. Im Juli mar- schierten sie nach Meersburg ab, und im November wurden sie nach Rastatt instradiert. 1795 ersuchte Kaiser Franz II. die Reichsstände um allgemeine Volksbewaffnung. Der Schwäbische Kreis wollte 40 000 Mann aufstellen. Liechtenstein erhielt die Aufforderung, seine Land- miliz zu organisieren, d. h. es sollten alle waffenfähigen Männer von 18 — 50 Jahren mit Waffen versehen und militärisch ausgebildet wer- den. Sobald die Sturmglocke läute, solle sich die Mannschaft auf ihren Sammelplätzen zum Aufbruch einstellen. Diese Aufforderung erregte in Vaduz schwere Bedenken. Die Landammänner wagten es nicht, so berichtet Kaiser, die Sache dem Volke vorzutragen, da sie seinen Wi- derstand gegen Massregeln kannten, die mit bedeutenden Kosten ver- bunden waren, und da man das Milizwesen, wie es früher gewesen war, hatte eingehen und erschlaffen lassen. Nun griff das fürstliche Oberamt ein und erliess ein Mandat an die Gemeinden, der Aufforde- rung des Schwäbischen Kreises nachzukommen. Das gab nun aller- hand Aufregung im Lande und widerstreitende Meinungen, so dass sich der Landvogt selber in die Gemeinden begab, um mit den Leuten zu verhandeln. Aber keine Gemeinde wollte sich zuerst erklären. Schliesslich erhielten die Gemeinden den Auftrag, Ausschüsse nach Vaduz zu entsenden, und diese beschlossen dann, dass die Landam- männer beider Landschaften zum Kreisdirektorium nach Ulm gehen und sich entschuldigen sollten, dass man hierseits zu so grosser Rü- stung zu schwach sei ; man sei gar zu sehr mit Wuhren beschäftigt und fast ganz von der Schweiz und Graubünden umgeben, welche französisch gesinnt seien ; man werde daher die -Feinde zuerst auf dem Hals haben, und es sei deswegen nicht rätlich, sich aller Mann-
	        

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