Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1953) (53)

— 74 — Religionsunterricht. Damit unterstützte der Lehrer den Pfarrer, welcher auf Grund der Beschlüsse des Konzils von Trient wenigstens «an allen Sonn- und Festtagen die Kinder in den Anfangsgründen des Glauhens und dem Gehorsam gegen Gott und die Eltern unter- weisen» musste.11 Ferner scheint Lehrer Wolf seinen Schülern Rech- neri und Schreiben beigebracht zu haben, was hoch einzuschätzen ist, wenn man bedenkt, dass in schweizerischen Verhältnissen des 18. Jahrh. Rechnen und Schreiben bloss fakultative Unterrichtsfächer waren.12 Die Interesselosigkeit, mit der die Bevölkerung der Schule be- gegnete, tritt besonders klar in der Schulverwaltung zu Tage. Die Nachbarschaften stellten die Lehrer an. In Vaduz suchte ein Schrei- ner sein Auskommen als Pädagoge.13 Ein «Josef Wolf», der sich ebenfalls damit abgebe, «sey aber wenig zu Hause und überlasse die Stelle seinem Sohn, welcher selbst noch in die Schule gehen sollte».14 War nicht ein geschulter Lehrer zur Stelle, so begnügte man sich mit einem Handwerker oder Bauern, der sich um die Stelle bewer- ben musste, und wenn er nicht zuviel Besoldung verlangte und etwas schreiben und lesen konnte, wurde er angestellt. Wohl deshalb schrieb das Oberamt an die Hofkanzlei, dass «im ganzen Lande keine einzige Schule sey, die den Namen verdiene».15 Noch im Jähre 1805 verkündete der Pfarrer von Triesenberg zu Anfang des Schul- jahres in der Kirche: :«Wer Lust hat die Schul zu halten, möge sich zeigen und äussern.»16 Ausser Handwerkern, Bauern und Lehrern bemühten sich auch Geistliche um die Bildung der Jugend. Der Pfarrgehilfe Pümpel hielt in Triesen nicht zur allgemeinen Zufrie- denheit Schule und wurde in Chur beim bischöflichen Ordinariate verklagt, worauf er sich rechtfertigte: So genau müsse man die Schule nicht nehmen; dass die Disziplin nicht die beste sei, sei nicht 11. P. Sialm. Das Unterrichts- und Erziehungswesen i. d. schwyz. Teilen d. Kantons Waldstatten und Linth z. Z. d. Helvetik (1798 —1803) Diss.. Frihourg 1949, 159. 12. Hug, 214. 13. LRA. AR. Fasz. XXIII 24, Bericht Menzingers, ohne Datum. 14. 1. c. 15. 1. c, Bericht Menzingers, 17. Juli 1789. 16. 1. c, Klage eines gewissen Türer an das Oberamt gegen den Pfarrer von '• Triesenberg, 2. Nov. 1805.
	        

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