Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1953) (53)

— 48 — ben. Auch verachtete er den Grossteil des Klerus in Liechtenstein, •da die meisten Priester, so schrieb der Landvogt, «heuchlerische Idioten» seien, «die ihren Beruf mechanisch behandeln und die nicht über die Grenzen ihrer Sinne hinaus gekommen sind».135 Man darf jedoch aus diesem Ausspruch nicht etwa auf Religionslosigkeit des Landvogtes schliessen; in den Augen Schupplers waren die Geist- lichen Beamte des Staates136 und dessen rechter Arm in der Bildung des dummen Volkes. In vielem aber muss die Nachwelt dem tätigen Landvogt recht geben. Durch seine Bestrebungen Handel und Ge- werbe zu fördern, durch seine Pläne zur Urbarisierung des Bodens, durch die Einführung des Grundbuches und neuer Gesetze erwarb sich der Landvogt grosse Verdienste.137 Sonst kennzeichnen Tradi- tionslosigkeit und eine fast totale Entrechtung des Volkes die erste Hälfte der Amtszeit Josef Schupplers. Der Landvogt war nur Voll- strecker fürstlicher Befehle und begegnete seinen Untergebenen mit Verachtung. Der Liechtensteiner sei ein Müssiggänger und huldige «ziegelloser Freiheit», in seinem Charakter sei er «sinnlich, falsch, eigennützig, streit- und zanksüchtig», in der Familie wie in der Ge- meinschaft «unverträglich, unsittlich, unmässig in Speis und Tränk», sein'Äusseres sei «schmutzig, abgeschmackt, ungeschickt und bis zum Ekel schleppend»;138 nur die Sparsamkeit im Haushalt wusste der tschechische Sittenrichter zu loben, aber der Grund der Spar- samkeit sei nur die nackte Not.139 Alle diese Untugenden seien schwer auszurotten wegen der alten Gewohnheiten und der «benach- barten Schweiz, wo man keine Subordination gegen obrigkeitliche Beamte» kenne. Unter diesen Umständen musste eine Abneigung auch von Seiten des Volkes gegen den Landvogt entstehen: Schupp- ler war eine Beamtenseele. 135. LBS. LRA; (diese Stelle ist nicht veröffentlicht). 136. LRA. SR. Fa6z. P 2, Aufschluss geben darüber die sehr schön klingenden Reden des Landvogtes bei Pfarrerinstallationen. 137. In der Maur, Johann, 170 ff. In der Mauer übersteigerte Schupplers Verdienste. 138. LBS. Nr. 7/44. 139. 1. c, Nr. 9/52.
	        

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