Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1953) (53)

— 212 — haben, bezw. hatten und daher einen ganz bestimmten, typischen Pflanzenwuchs aufweisen, eiben die Rietflora. Aber nicht nur aiuf unserer Talsohle stossen wir auf die Flur- bezeichnung Riet, sondern auch auf dem Rücken des Schellenbergs und auch inmitten unserer grössten Berggemeinde, in Triesenberg, finden wir kleinere, heute allerdings entsumpfte «Rieter», die an beiden Orten mit «Rietle» bezeichnet werden. Schlechter Wasserab- fluss, verursacht durch undurchlässigen Boden »der durch Stau- ungen haben auch in unseren hochgelegenen Alpen die Entstehung einer sauren Rietflora verursacht, und so kam es nördlich vom Steg, beidseitig des Saniinabaches zur Ortsbezeichnung «in den Rietern» und auf verschiedenen weiteren Alpen zum «Rietle». Ganz anders aber liegen die Verhältnisse auf der Balaner Alpe Guschgfiel, deren unterer Teil bekanntlich «Riet» faeisst. Dieses sonderbare «Riet» nun gab mir vor Jahren ein Problem auf, das mich jedesmal beschäftigte, wenn ich dorthin kam. Bs begann an einem föhnigwarmen Späthenbsttag. Mit Bergkameraden kam ich von dem. ausgesprochen wasserarmen Zigerberg her. Das Vieh war schon längist abgetrieben und — oh weh '—: der Brunnentrog trocken. Die Quellfässung war verschlossen, sodass wir unseren brennenden Durst nicht löschen konnten. Ich gab aber die Suche nach Wasser nicht so leicht auf und mit dem Hinweis, dass wir uns ja in einem «Riet» befänden, ermunterte ich auch meine Gefährten nach an- derem Wasser zu forschen. All das Suchen war vergebens. Es war weder stehendes noch fliessende* Wasser zu finden. Durstig mussten wir unsere Wanderung gegen das Valorsch hinunter fortsetzen. «Mit dem Riet ist es nicht gerade weit her» bemerkte einer meiner Be- gleiter mit einem deutlichen Seitenhieb auf die Zuverlässigkeit sol- cher Ortsbenennungen. Seither sind einige Jahre vergangen, und' immer, wenn ich dieses Gebiet wieder betrat, suchte ich nach einer Begründung für diesen Rietnainen. Ich fand keine nassen Böden mit Rietgräsern; im Gegenteil, der stark der Sonne zugedrehte Hang trägt eine ausgesprochene Trockenflora und das deshalb, weil der Untergrund hauptsächlich aus sehr wasserdurchlässigem, vom Zieger- berg-Gallinamassiv stammendem Dolomitschutt besteht. Bei den ge- gebenen geologischen und hydrologischen Verhältnissen kann hier .kein Riet bestehen und kann in historischer Zeit kaum je eineB
	        

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