Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1952) (52)

— 260 - auch bei uns diese uralte Kultur rasch und total zum Erliegen. Noch ist vereinzelt altes heimisches Linnen, hergestellt aus selbstgezogenem Flachs in Gebrauch, aber lange wird es nicht mehr gehen, bis das letzte selbstgesponnene und -gewobene «Leloh» (Leintuch) zer- schlissen sein wird. Dann werden noch einige halbverstandene Flur- namen und vielleicht auch ein paar Museumsgegenstände, die der ehemaligen Hanf- und Flachsbearbeitung dienten, von diesem einst sehr bedeutenden Arbeitszweig zeugen. Unser Volksleben und auch unser Brauchtum ist damit wieder ein gutes Stück ärmer geworden. Alexander Frick «Egerta» ist ein Flurname der in fast allen Gemeinden des Landes — wenn auch mit stark abweichender Aussprache und Schreibweise — vor- kommt. Aber einzig die Triesenberger Bauern wissen mit dieser Flurbezeichnung noch etwas anzufangen, während in den Talge- meinden sozusagen niemand mehr sich der eigentlichen Bedeutung des Wortes Egerta bewusst ist. Nach dem mittelhochdeutschen Wörterbuch von Lexer (1897) bedeutet «eger.de» oder «egerte» Brachland. Das ist wohl etwas zu allgemein ausgedrückt, denn laut schweizerischem Idiotikon Band I. Seite 129, unterscheidet sich Egerta von der nahe verwandten Brache dadurch, dass gemäss der alten Dreifelderwirtschaft ein gewesener Acker nur für ein Jahr brach liegen blieb, Egerta hin- gegen Land hiess, welches, nachdem es als Acker gedient hatte, längere Zeit nur als Wiese oder Weide benützt wurde. Früher unter- schied man denn auch ausdrücklich zwischen «brach, esch (Saat- feld) und egerte». Mit Egerta bezeichnete man also ganz allgemein einen für längere Zeit aufgelassenen Acker. War der Boden zu schlecht, viel- leicht zu steinig, so wurde die Egerta mitunter sogar wieder dem Busch und dem Wald überlassen, sodass in alten Büchern Egerta auch gleichviel bedeuten kann, wie ein dem Dorngestrüpp über- lassener ehemaliger Acker, ja sogar gleichviel wie Einöde.
	        

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