Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1951) (51)

— 180 — nach Norden erfolgten; denn im liechtensteinischen Gebiet ist der E — W Schub wohl nachzuweisen aber sicherlich nur als allerletzte Phase und nur mit relativ geringen Schubweiten. Es erscheint mir unbestreitbar, dass die Erscheinung der Quetschzone auf rein tektonische Ursachen zurückzuführen ist. Auf weiteste Distanzen sind Gesteine der Basis der oberostalpinen Decke als passiv sich verhaltende Elemente mitgeschleppt worden. Auf ihrem langen Weg sind diese Gesteine vollkommen durchein- ander gemengt und vermischt, häufig mylonitisiert und von Rutsch- hämischen vollkommen durchzogen worden. Die Bezeichnung «tek- tonische Breccie» für dieses wilde Durcheinander von Linsen und Schubfetzen ist oft durchaus berechtigt. Bei dem langen Transport- weg ist ja auch nichts andere« zu erwarten; erstaunlich ist es viel- mehr, dass diese Gesteine nicht bis zur vollkommenen Unkenntlich- keit zermalmt wurden, sondern sich oft noch ohne grosse Verän- derungen mit den entsprechenden Schichtgliedern ihres Ursprungs- gebietes vergleichen lassen. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass die Beanspruchung dieser Gesteine an der Basis der Ueberschie- bungsdecke innerhalb der für die Erhaltung des ursprünglichen Zu- Standes erträglichen Grenze blieb, oder dass sich die Bewegung in andern Schichten auswirkte, die infolge ihrer Plastizität dazu hes- ser geeignet waren, und somit diese kleinen Schubsplitter nur in verhältnismässig geringem Masse ibeeinflusste. Als solche plasti- sche Schichten treten nun im Bereich der Lechtaldecke, also im Gebiet der Schollenbildung, in den meisten Fällen die äusserst leicht beweglichen Raiblerschichten auf, sehr oft gar deren Gips'ager, die für solche Bewegungen geradezu prädestiniert sind. Der häufige horizontale und vertikale Wechsel der verschiedenartigsten Ge- steine mit vielen Mergel-, Rauhwacke- und Schieferlagen und mäch- tigen Gipsmassen bildet ideale Voraussetzungen für die Ausbildung von Bewegungshorizonten, auf denen der Reibungswiderstand ge- ringer war. Die häufige Verknüpfung der Quetschzone mit den Raiblerschichten ist also ausser auf den von Ampferer geltend gemachten Wirkungen der Erosion bestimmt auch auf rein tekto- nische Ursachen zurückzuführen. Denn auch wo sich die Ueber- schiebung nicht in den Raiblerschichten abspielte, sondern in me-
	        

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