Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1950) (50)

— 70 — muß, dabei über allem eine weiche Schwermut. Selbst in kleinsten Skizzenblättchen geht dies Schema mit. Ich betone diese Einstellung Niggs, weil sie für das psychologische Verständnis seines Wesens und seiner Arbeit von Bedeutung ist. In der späteren Arbeit ist die Frau nur noch Ausdruck des Allgemein-Menschlichen und verliert sozusagen die geschlechtliche. Besonderheit, selbst wenn etwa in den törichten Jungfrauen das leichtfertige Frauentum oder in der Eva das Urmuttertum dargestellt werden soll. Der Künstler verzichtet auch späterhin auf die in dieser Periode so sehr gesuchte Anmut der fraulichen Form, dies sogar in seinen Madonnen, die doch so voll an innerem Liebreiz bleiben. Es ist nun erstaunlich, mit welcher Freiheit und Breite der frühere Kleinkramzeichner seine Entwurfsarbeiten hinlegt und zwar mit Vorliebe in Farbe, ohne aber ein Bild oder Bildchen „malen" zu wollen, rein aus dekorativem Drang. Das Rüstzeug ist also beieinander,, es bedarf noch des letzten inneren Wurfs, und der Künstler ist fertig! Thematisch ist zur Zeit alles noch ein wilder Durcheinander, und die Form klebt noch an der Oberfläche der Erscheinung und wird gestaltet ohne innere Ergriffenheit. Immer- hin drängen die religiösen Grundthemata der späteren Arbeit, — Verkündigung, Weihnacht und Parabeln, auf die er immer wieder zurückkommt, — schon stark zur Gestaltung. Sie werden allerdings später mit völlig geänderter Kunstanschauung neu gestaltet. Auch einige wenige Blätter, die als Versuche im Porträt ange- sehen werden können, liegen in dieser Zeit. Da jedoch die neue Ent- wicklung von der naturalistischen Zeichnung wegführen mußte, blieb es in diesem Fach bei belanglosen Versuchen, die sich schnell völlig ver- loren. Das Porträt lag ihm nicht, und es macht den Eindruck, als hätte ihn hierin auch sein zäher Fleiß nicht so recht über die Brücke bringen können. Aber in seinem Arbeitsbereich, in Plakat und an- gewandter dekorativer Kunst, schuf er Beachtetes und Beachtens- wertes. Dem Ausländer wäre kaum umsonst auf seine schönen Augen hin eine öffentliche Lehrstelle angetragen worden, um so weniger, als doch eigentlich pädagogische Voraussetzungen bei ihm abgingen: aber man frug vernünftigerweise weniger nach Schulausweisen als nach tatsächlicher Leistung. Liebe zur Sache und zur Arbeit wird er versprochen haben, — in der. Schule die Geheimnisse zum Er- folg, — und ein vielseitiges handwerkliches Können stand unter
	        

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