Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1950) (50)

— 109 — neolithischen grubenartigen Vertiefung im Löfz des Westpodiums zeichnen sich deutliche Reste einer plattierten Hangsicherung an der Basis der metallzeitlichen Wälle unter späterer Auffüllung mit ausgeworfenem Kulwrschichtenmaterial ab. Eine neolithische Rand- sicherung südwärts des Vorwalles am Borscht scheint wahrscheinlich gewesen zu sein Als Baumaterialien dienten die heute noch zahl- reich vorhandenen kristallinen erratischen Blöcke, etwas Kalkmate- rial, das am Kadel ansteht und Fluhgerölle aus dem Rheinbett, während als FUllmaterial Steine und Löß vermischt mit ausge- hobenem altem Kulturschichtenmaterial verwendet wurde. Die frei- gelegten präzise gefügten Mauern von stellenweise heute noch 1'/? m Höhe vermögen eine Vorstellung von der gewaltigen körperlichen Leistung und dem technischen Können ihrer Baumeister zu vermitteln. Geeignete große Findlinge fanden im Siedlungsbereich Ver- wendung, so z. B. der Schalenstein auf dem westlichen Hochplateau als Arbeitstisch und die beiden Eneisblöcke am Hang der süd- lichen Hochkuppe vermutlich als Stelen für die Toranlage zur Hoch- kuppen-Hauptsiedlung. Intensiv rot gefärbte Brandschichten an verschiedenen Stellen in und auf den Wällen verraten, daß die Kadelsiedlung mehrmals abgebrannt ist. In langen Belagerungszustand versetzt mußte sich die Wassernot bemerkbar machen, wenn nicht Vorsorge auf andere Weise getroffen worden wäre, denn die nächste Quelle liegt außer- halb am Nordfuß der Siedlung ca. 200 m entfernt und am Borscht im nun verlandeten Rietle. Infolge ihrer exponierten Lage konnten von den beiden Ört- lichkeiten aus sämtliche wichtigen Wege und die übrigen Siedlungen am Rhein bis an den Bodensee, bis an die Enge bei Sargans und im Walgau bis Bludenz eingesehen werden. Die flußnahe Lage in- mitten des versumpften nördlichen Rheintals stempelt den Kadel zur wichtigen Brücken- und Verkehrssiedlung mit Moorpaßstellung. Aber auch dem Borscht inmitten des mittleren Rheintals und am Eingang in den Walgau war trotz seiner Höhen- und mit heutigen Augen gesehen abseitigen Lage eine gewisse verkehrsgeographische Bedeutung eigen, obwohl er klarer Weise in erster Linie als land- wirtschaftlicher Siedlungstyp anzusehen ist.
	        

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