Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1950) (50)

— 100 — der Grenze gelegene Fabrik in Gallmist bezog ihre Belegschaft da- mals zum Teil aus dem liechtensteinischen Unterlande — sicherte den Leuten wenn auch kargen, so doch sicheren Verdienst. Bei der Beurteilung der Aussichten, einer neuen (nicht besonders lebens- wichtigen) Produktion auf lange Sicht ist stets der Weltmarktpreis maßgebend. Auf die Dauer wäre es aber unmöglich gewesen, mit den ostasiatischen Seidengebieten preislich' zu konkurieren, da die dortigen Arbeitskräfte einen bedeutend niedrigeren Lebensstandard haben und somit dort die Rohseide zu ganz anderen Preisen produ- ziert werden kann. Ergänzend und um das Bild abzurunden möchte ich noch fest- halten, dah auch Vaduz, wie ich mir von zuverläßigster Seite sagen lieh, seine „Seidenbeerbäume" hatte und es sollen dort auch Seiden- raupen gezüchtet worden sein. Als Ort wurden die Gebäulichkeiten des heutigen Vaduzer-Hofes genannt. Es war mir aber nicht mög- lich, Näheres über diesen Versuch zu erfahren, weder über die be- teiligten Personen, noch über den Zeitpunkt. In Balzers sind eben- falls Maulbeerbäume großgezogen worden und an der Bergstraße, die über das Schloß nach Triesenberg führt, sieht man kurz vor dem Dorfe Triesenberg ein 'Erüppchen von „Seidenbeerbäumen", die erst nach dem 1. Weltkrieg gepflanzt wurden. Ich schließe meine kurzen Ausführungen mit dem Hinweise auf die Tatsache, daß die Maulbeerbäume sich in unserer Gegend gut akklimatisiert haben. Im Gegensatz zu den Vorarlbergern pflanzte Andreas Hilti vor etwa 100 Jahren seine „Seidenbeerbäume" nicht an besonders rvindgeschützte Hänge, sondern in die weite, auch vom rauhen Nordwind durchzogene Rheinebene. Die Maulbeerbäume in Schaan und Mauren erreichten bis heute eine recht stattliche Höhe von über 15 m und eine Stammstärke von über 5V cm Durchmesser. In der großen Notzeit des 1. Weltkrieges wurden die wohlentwik- kelten, weißen Früchte, die „Seidenbeeren", wie sie das Volk allge- mein nennt, wegen ihrer enormen Süßkraft gesammelt und zum Süßen von Marmelade u.s.w. verwendet. Die Nachzucht der jungen Pflanzen bereitet heute nicht mehr jene Schwierigkeiten, von denen die mündliche Überlieferung aus der Zeit des Experimentierens be- richtet. Im lanidschäftlichen Pfanzgarten in Schaan werden zur Zeit für die Windschutzanlagen die verschiedensten Laub- und Na-
	        

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