— 99 — Frühling oder wenn der Reif die jungen, zarten Blätter des Maul- beerbaumes zerstört hatte, wurde versucht, das Ausschlüpfen der Raupen noch etwas zu verzögern, indem
das Eefäsz mit den Eiern im kühlen Keller aufbewahrt wurde. Doch war
dies stets ein
erfolg- loses Unterfangen; war nämlich der Juni
gekommen, so krochen die Seidenraupen aus, ganz gleich, ob die Eier in der warmen Stube oder
im kühlsten Keller
überwinterten. Ebenso gelang es nie, Sei- denspinnereier schön im Jahre des Ablegens
zum Ausschlüpfen zu bringen, dies erfolgte,
wie schon oben
ausgeführt, stets im folgenden Juni. Bei
reichhaltigem Futter wäre es wirtschaftlich recht
inte- ressant gewesen, auf
den Herbst eine
zweite Zucht von Seidenraupen zu haben. Wichtig für das gute Gedeihen der Raupen und das Er- halten schöner großer Kokons wäre eine gleichmäßige Wärme. In dieser Hinsicht war man allerdings
vor 70 Jahren hierzulande noch nicht eingerichtet wie heute. Aber all
die Hindernisse und Schwie- rigkeiten Wurden überwunden,
die Rohseide, die hier gewonnen wurde, war vollwertig. Nahrungsmangel, wie er sich vor allem im höher gelegenen Appenzell während
kalten Frühlingen sehr eingrei- fend geltend machte, trat in Mauren nie auf, da die Maulbeer- bäume sehr gut gediehen und
die Zahl der Raupen gut auf die vorhandenen Maulbeerbäume abgestimmt war. Das Beispiel Albers aber fand keine Nachahmer. Es brauchte doch viel Geduld, sich der empfindlichen Seidenwürmer anzunehmen. Auch war es nicht jedermanns Sache, in die Stube (weil heizbar) solche Mitbewohner aufzunehmen.
Alber selber erlahmte in seinem Eifer, als
er seine Seidenproduktion
einem Händler aus Mailand für gut
Sfr. 7000.— auf Sichtzahlung
übergeben hatte, dieser aber in Konkurs geriet und
er seines ganzen Verdienstes verlustig ging. Diese Sfr. 7000.—, die seinerzeit einen noch bedeutend größere» Realwert
darstellten, lassen darauf schließen, daß Albsr
die Zucht der Seidenraupen auf ziemlich
breiter Basis betrieb. Diesem un- glückliche Handel spielte sich etwas
vor 1890 ab. Ich bin allerdings überzeugt,
daß dieser schöne Start in Mau- ren über kurz oder lang ebenfalls
zusammengebrochen wäre, oder wenigstens nie volkswirtschaftliche Bedeutung
erlangt hätte, auch wenn dieser harte Verlust nicht eingetreten wäre, denn die damals in unserem Lande aufkommende Baumwollindustrie — auch die an 8