— 31 — Lande überlassen, und die Erleichterungen der Lasten, die er gewährt, behalten, das Privatgut (Domänen) aber nicht berühren. „Die Verfassung selbst", schreibt er weiter,, „entwerfen Sie so einfach als möglich: die Hauptsache bei uns ist die Gemeindeversassung, Ist einmal in den Gemeinden ein besserer Geist erwacht, wächst ihr Interesse an der Theilnahme und Berathung des Gemeindehaushalts, so ist dies die beste Vor- bereitung für unsere kleine politische öffentliche Schaubühne." In einem Briefe aus Frankfurt an seinen Bruder Ma- thias, der hauptsächlich über den Novalzehent handelt, dessen geschichtliche?: Ursprung nnd den Sinn der Aufhebung des- selben durch den Fürsten (— hierüber herrschte, wie es scheint, am Eschnerberg Verwirrung und Anstand auch mit der Geist- lichkeit, die eben auch den Novalzehent bezog —), mahnt er, diese Sache mit Umsicht, in? gesetzlichen Wege zn betreiben, nicht mit Streit und Tumult; man müsse auch die Gerechtig- keit vor Augen haben; denn das Volk dürse ebensowenig un- gerecht sein als der Fürst. Die Geistlichkeit sodann sollte auch der neuen Zeit und dem Volke Rechnung tragen; ein hinreichen- des Auskommen müsse sie freilich haben (— aber darin lag, eben die große Schwierigkeit! —). „Es ist mir leid", fügt er hinzu, „daß ich bei der Berathung unserer neuen Verfassung nicht zugegen feil? kann." Am Schlüsse dieses Briefes lefen wir die Worte: „Es gereicht den Liechtensteinern nur zur Ehre, wenn sie im Wege der Ordnung und des Gesetzes vorwärts- schreiten wollen; denn dadurch zeigen sie allein, daß sie der Freiheit würdig sind. Aber sie müssen auch fest bleiben und nur das Rechte wollen. Ich habe immer geglaubt, daß unser kleines Völklein, wenn es anch arm ist, doch glücklich und srei sein kann. Wenn nur ein guter und einträchtiger Geist alle beseelt, wenn die der untern und der obern Herrschaft nicht wider einander sind, dann geht es gewiß gut." Die Verhandlungen in Frankfurt zogen sich indessen immer mehr in die Länge; es wurde unendlich viel gerednert und unendlich wenig erreicht. Ueberdies standen drei Gruppen mit sehr verschiedenen Anschauungen und Forderungen sich gegen- über. Daß dabei Kaiser's Begeisterung immer tiefer sank, ist bei seiuem nüchternen und besonnenen Wesen selbstverständlich;,