Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1905) (5)

— 165 — vielfach ganz unfähigen Ratgebern, die teils zur Fortsetzung, des Krieges, teils zum Abschluß des Friedens drängten, den zum Temporisieren neigenden Kaiser noch unschlüssiger machten und eine einheitliche, zielbemußte Leitung nicht aufkommen ließen, dort Napoleon, ein militärisches Genie allerersten Ranges, ein Feldherr, der alles wunderbar überblickte, fest und unbeugsam in seinen Entschlüssen, rücksichtslos in deren Ausführung, von Truppen umgeben, denen er alles zumuten konnte. Daß unter solchen Umständen die Zahl der Friedens- freunde von Tag zu Tag zunahm, war nur zu begreiflich; es gelang dem Fürsten, welcher untern? 16. September 1869 zum Feldmarschall ernannt worden war und damit die höchste Stuse der militärischen Hierarchie erklommen hatte, schließlich auch dem Kaiser die Überzeugung beizubringen, daß bei dem damaligen Zustande der Armee die Aussichten eines - kriege- rischen Unternehmens äußerst gering wären; so wurde deun der Fürst bei einem Kronrate, der am 25. September unter Vorsitz des Kaisers Franz stattfand, damit betraut, neuerliche Friedensunterhandlungen mit Napoleon einzuleiten; die bis- herigen Verhandlungen zwischen Metternich und Champngnn waren ergebnislos geblieben. Der Fürst, der wohl voraus- sah, daß ihm schwere Tage bevorstehen würden, 
wollte sich der ihm gestellten, ebenso verantwortungsvollen als undank- baren Aufgabe nur unterziehen, wenn ihm eine unbedingte Vollmacht zum Friedensabschlusse gegeben würde, die er end- lich auch — allerdings nicht ohne Schwierigkeiten — erhielt. Napoleons Forderungen waren groß; zwar war er von seinem ursprünglichen Begehren, nur auf Grund des von ihm in Österreich errungenen Besitzstandes abzuschließen, abgegangen, immerhin beharrte er auf der Abtretung eines Gebietes mit 3'/s Millionen Einwohnern und auf einer Kriegs- entschädigung von 100 Millionen Gulden; alle Bemühungen des Fürsten, Napoleon milder zu stimmen, mußten scheitern, weil dieser sich seiner Überlegenheit voll bewußt war. Kaiser Franz willigte endlich in die Gebietsabtretungen ein, nur in die Zahlung der 
begehrten 100 Millionen wollte 
er sich nicht einlassen; die ohnehin trostlose Lage der Staatsfinanzen schien 12
	        

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