Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1949) (49)

— 19 — Verhandlungen konnten die Verhältnisse wieder einigermaßen nor- malisiert werden. Große Trauer brach erneut auf das Volk herein, das sich mannhaft 
für seine verbrieften Rechte wehrte, aber doch nicht gegen die Beamtenherrschaft aufkommen konnte. 
Beim Lesen der Berichte an den Fürsten, kommt es einem klar zum Bewußtsein, daß jeder der Beamten die Zustände im 
Lande möglichst düster malte, damit es ja keinem der Fürsten je gelüsten könnte, einmal sein Volk 
und sein Land zu sehen. 
Nur so sind die teilweise in scharfen Worten gehaltenen fürstlichen Mandate zu verstehen, die die Beamten immer wieder ermunterten, den nutzlosen Streit fort- zusetzen. Besonders arg trieb es in 
dieser Hinsicht der Landvogt Franz Karl von Erillot, welcher dieses hohe fürstliche Amt von 1753 — 1771 inne hatte. Seine Verwaltung war 
denkbar schlecht, und es wurde ihm auch vorgeworfen, daß er auf ganz unerlaubte Weise sich persönlich sehr bereichere. Die von den Untertanen gegen den Landvogt erhobenen Klagen gelangten aber nie zur Kenntnis des Fürsten Wenzel, weil diese von dessen Premierminister, dem Herrn von Schäffer, einem Onkel des Landvogtes 
Erillot, syste- matisch unterschlagen wurden. Erst nach 
vielen Jahren der 
Miß- wirtschaft war es endlich möglich auf dem 
Wege über die 
Kreis- stände den Fürsten aufzuklären und diesen zur Absendung einer Untersuchungskommission zu veranlassen. Es 
stellte sich dann aber heraus, daß der von Wien nach Va>duz entsandte Reichshofagent von Braun, welcher mit der Aufklärung der Sachlage betraut war, charakterlich nicht besser war als Landvogt Erillot und dessen Onkel von Schäffer, 
und so mußten zu guter Letzt der Landvogt und auch der Kommissär nach Wien reisen, 
um sich vor 
dem Fürsten zu ver- antworten. Der vom Fürsten mit der interimistischen Verwaltung des Fürstentums betraute Prior Gabriel Reinhard von St. Johann in Feldkirch, klärte dann den Monarchen durch einige recht aus- führliche schriftliche Berichte restlos über 
die trostlose Lage im Fürstentum, die durch die Mißwirtschaft entstanden war, auf. Landvogt von Erillot wurde dann natürlich seines Amtes enthoben. Das Volk aber wurde durch solche Vorkommnisse 
noch skeptischer und schwieriger. Entscheidend und endgültig 
gewendet hat sich das Blatt erst, als Fürst 
Alois II. im 1842 zum erstenmal ins Land 
kam, als der Fürst sein Land 
und sein Volk und das Volk seinen Fürsten kennen
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.