Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1948) (48)

— 71 — stammt, wodurch also erwiesen wäre, daß auch dieses Gotteshaus einmal mit 
der Werkstatt Kerns in 
Verbindung stand.') (Abb. 17) Ohne Zweifel ist auch die Figur eines St. Sebastian mit 
wei- tem Mantel über dem nackten Körper, die sich in der Sammlung Nigg zu Vaduz befindet, in Kerns Oeuvre, ja man 
darf sagen: in dessen engsten Kreis einzureihen, und wenn es zutrifft, 
daß sie aus dem Abraum der alten Baduzer 
Florinskapelle stammt, so müßte auch dort ein Altarwerk des Meisters gestanden haben. Wir beschließen diesen Rundblick über die künstlerische 
Hinter- lassenschaft des Feldkircher Bildhauers in seinem Nachbarland Liechtenstein mit einem Hinweis auf zwei Stücke in Bendern, die nicht der Altarplastik, sondern einer besonderen Gattung kirchlicher Geräte — den Vortragezeichen für Prozessionen — zugehören. Das eine stellte eine Pietä, (Abb. 14) das andere offenbar den 
Evange- listen Johannes dar. Den Familienzusammenhang mit der Kernschen Werkstatt verrät nicht nur der Faltenstil, sondern bei der 
Mutter- gottes auch das zuvor beschriebene charakteristische Grübchen über dem Kinn. Die Gunst der Quellenlage — der Zufall, daß sich 
im Eschner Pfarrarchiv der von uns mitgeteilte „Verdingzettel" erhalten hat — brachte es mit sich, daß das Oeuvre des Feldkircher Erasmus Kern von seiner Peripherie her erschloßen werden konnte. Mit der an den Liechtensteiner Werken gewonnenen Kenntnis der Stilmerk- male seines Schaffens mußte es nun aber auch möglich werden, in Feldkirch selbst, wo er wohnte und 
wo also 
das Zentrum seines Wirkens war, Bestandteile seines künstlerischen Schaffens aufzu- finden. Die kunsttopographische 
Aufnahme dieses Gebietes wurde vor 
kurzem erst begonnen, aber es ist nicht daran zu zweifeln, daß sie eine ganze Reihe von Kernschen Arbeiten zutage fördern und uns damit eine genaue Vorstellung von dem Umfang und vielleicht auch von den Wandlungen seines Schaffens geben wird. Schon jetzt ist aber zu sagen, daß Kern zu der in Frage kommenden Zeit 
— also etwa dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts — offenbar der führende Bildschnitzer in Feldkirch war. Die Erforschung und Be- '1 Die Figur ist in entstellender Weise braun übermalt und war ossenbar früher golden gesaszt. Zu ihr gehört eine zweite, wesentlich schwächere, am gleichen Ort. die offenbar St. Franziskus von Assiii darstellt. Der Ereis ist vielleicht S. Francesco di Paola oder St. Felix von Cantalice.
	        

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