Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1948) (48)

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- des Frühbarock (Abb. 3). Die Jungfrau hat nicht mehr das Sinnig- Bürgerliche der deutschen Spätgotik und auch noch nicht dis Schwungvoll-Bewegte und rauschend Einherschwebende der Marien- figuren des 18. Jahrhunderts; sie ist vielmehr fürstlich-gehalten und von gemessener Feierlichkeit. Daß diese Figur aus derselben Wertstatt kommt wie der Eschner Altar, darüber kann kein Zweifel walten. Vor allem bezeugt es der Eewandstil Zug um Zug. Wir sehen hier die gleiche Art, wie der Stoss am Körper klebt, wie die Falten als scharfkantige Rippen aufliegen, und wie die Knickungen in dreieckigen Zacken überhängen. Dies alles wiederholt sich dann auch bei den Statuen des Heiligen Dominikus und d^r Katharina von Siena, welch letztere überdies noch ihre Verwandtschaft mit der Marienfigur durch ein merk- würdiges, beidseits in löfselartigen Ausbuchtungen endendes Grübchen über dem Kinn beweist, das der einen wie der andern eigen ist. (Abb. 
4, 5) Von der Vekrönung ist das Relief mit dem Brustbild Gott- vaters auf uns gekommen, das uns erkennen läßt, daß der Triesner Altar in einem ganz ähnlichen Frontispiz seinen Abschluß gefunden haben muß wie das Eschner Retabel, (Abb. 10). Auch die Engelchen, die noch vorhanden sind, — die nackten Putti sowohl, die auf dem Gebälk sich niedergelassen hatten, wie die aus Voluten wachsenden Engelbüsten (in Eschen waren es nur Köpfe und Flügel, die aus ähnlichen Voluten hervorkamen) — gleichen sich gegenseitig wie Geschwister. (Abb. 12) Und alle sind sie auch mit jenem munteren Haarschops geziert, den wir übrigens auch beim Gottvater in Eschen wie in Triesen wiederfinden. Damit sind die uns vererbten Reste der von Erasmus Kern für Triesen geschaffenen Werke noch nicht erschöpft: es hat sich vor allem noch die Statue eines hl. Rochus erhalten, die alle nun schon aus- führlich beschriebenen Besonderheiten des Kernschen Stiles auf- weist, und die durch die Art, wie der Heilige mit dem ihn beglei- tenden Engel zu einer plastisch trefflich geschlossenen Gruppe zu- sammengebaut ist, von dem sicheren Raumgefühl des Meisters beredtes Zeugnis ablegt. (Abb. 9) Auch die Halbfigur eines heiligen Vischoss ist noch vorhanden, der seine Mitra nicht aus dem Kopf, sondern aus einem Buch trägt, wie sie denn auch dem Eschner
	        

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