Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1948) (48)

— 67 — der sich über das Niveau rein handwerksmäßiger Kunstübung zu wirklicher plastischer Gestaltungskraft 
männlich-ernster Art erhebt. Ein weiteres vollständiges Altarwerk Kerns hat sich im Gebiet Liechtensteins nicht erhalten, 
doch lassen uns da und dort bei der Jnventarisation zutage gekommene Fragmente deutlich erkennen, daß 
sich seine Tätigkeit über das ganze Land ausbreitete, 
er also offenbar 
der Meister war, 
der stets herbeigezogen wurde, wenn in damaliger Zeit Aufträge seines Faches zu vergeben waren. Hier ist es nun 
der Restbestand eines alten Altarwerkes in Triefen, der uns wertvolle Aufschlüsse vermittelt: 
Als Bischof Jo- hann VI. Flugi i. I. 1640 die Galluskirche von Triefen visitierte, die damals noch zu Füßen des Lehenbüchels unterhalb von St. Ma- merten sich erhob, fand er dort drei Altäre vor: auf dem Hochaltar sah er — wie das Protokoll berichtet — einen alten Flügelaltar, in dessen Schrein die Figuren der Muttergottes und des hl. Eallus standen, während auf den Flügeln das Martyrium der 10 000 Rit- ter gemalt war.Die Statuen befinden sich heute noch im Pfarr- haus Triefen, von den Flügeln aber hat sich nur ein Fragment erhalten, dem die Sammwng Nigg in Vaduz zur Heimstätte wurde. Der Altar auf 
der Cpistelseite erhielt in dem Bericht nur wenige Worte der Erwähnung, indes es von dem andern Seiten- altar auf der Evangelienseite heißt, er habe einen 
neuen „geschmack- vollen" 
(«elvgsns») Aussatz mit den Statuen der Jungfrau, des St. Dominikus und der Katharina von Siena. 
Oben sehe man Gottvater und Engel und überdies finde man die 15 
Rosenkranz- geheimnisse in gemalten Darstellungen. Das 
Hauptstück dieses Altars 
war also eine skulpturale 
Dar- stellung der Verleihung des Rosenkranzes, jenes legendären Ereignisses, das seit dem Ende des 16. 
Jahrhunderts so unzählige Male gestaltet wurde, daß man es geradezu als ein Hauptthema des Zeitalters der Gegenreformation bezeichnen darf. Die in dem erwähnten Visitationsprotokoll genannten Haupt- bestandteile dieses Altars haben 
sich sämtlich erhalten, und zwar die Maria und das Relief Gottvaters in der alten Fassung, St. Dominikus und Katharina aber mit späterer 
— sehr entstellender — llbermalung. Die Muttergottes ist ein vollgültiges reifes Werk ') Bischöfliches Archiv, Mappe I. 250.
	        

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