Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1945) (45)

— 97 — mals abgehalten wurde. „Nur jener", schreibt das Oberamt, „der den kläglichen Zustand der Maurer Kirche kennt und aus Erfahrung weißt, wie sehr ein sozusagen lächerlicher Gottesdienst in diesem Gebäude auf die Moral der Maurer Gemeinde durch eine Reihe von Jahren nachteilig gewirkt hat, vermag es ganz zu fühlen wie nothwendig die Herstellung dieser Kirche und die damit verbundene Zurückführung des Volkes auf Achtung für Religion und kirchliche Gebräuche seye. Jeder, der in das Innere dieser Kirche tritt, wird unwillkürlich zu der Vorstellung hingerissen: die Türken haben darin gehaust und die Kirche ausgeplündert. Die Decke ist zum Teil herab- gefallen, auf den Altären sind Sparren angebracht, um den Einsturz zu verhindern, die Altäre selbst in einem nicht minder kläglichen Zustande und ihnen ganz angemessen die Paramente. Oefters schon geschah es, dah während dem Gottesdienste entweder die Decke oder ein Kirchenstuhl krachte und dah sohin der Priester vom Altar in die Sakristey und das Volk zu den Thüren hinauslief. Die natür- liche Folge davon ist, wenn alles mit heiler Haut durchkam, Ge- lächter und Witzele«, die denn grohen Theils zu der Folgerung ge- dient hat, man brauche gar keine Kirche." Und das Schreiben fährt dann fort: „Nun aber, da die Jahreszeit gelinder ist und der Got- tesdienst im Freyen ehnder abgehalten werden kann, darf die Mau- rer Kirche länger nicht benützt werden, ohne den Verantwortungen bey einem Einstürze ausgesetzt zu seyn. Es ist auch zu diesem Ende bereits ein Local nächst dem Pfarrhofe vor einiger Zeit ausge- mittelt worden, wo für den Geistlichen ein Bretterdach angebracht und der Altar so gestellt werden kann, dah zur Zeit eines Regens jene, welche den Gottesdienst anhören wollen, aus dem sogenannten Zehentschuppen die kirchlichen Verrichtungen des Priesters sehen können." Es war vorgesehen, dah ein Teil der herabgefallenen Kir- chendecke, um Kosten zu sparen, als Notdach Verwendung finden sollte. So stand die Kirchenbauangelegenheit im Frühling des Jahres 1834 — fast 40 Jahre nachdem Pfarrer Lutz die ersten Schritte zu einem Neubau unternommen hatte, 33 Jahre nachdem die Bau- fälligkeit der Kirche vom Oberamte bestätigt war, 13 Jahre nach- dem der jeden Augenblick zu erwartende Einsturz kommissionell festgestellt worden war und 8 Jahre nachdem die Gemeinde die Pläne für eine neue Kirche, die ihr so grohe Opfer auferlegte, ge- 7
	        

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