Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1945) (45)

— 105 — lichen Bauten anfertigten. Vogl war mit der Ausführung der Bau- ten betraut und die Maurer Kirche ist sein einziges schöpferisches Werk. Bauinspektor Vogl war nie in Liechtenstein, er kannte also das Baugelände und die Landschaft, in der seine Kirche stehen sollte, nicht. Die Projekte Bachmann und Rheinberger dienten ihm als Unterlagen für seine Pläne und gerade weil Vogl die Lokalkenntnis sehlte, müssen wir sein Werk um so höher einschätzen. Wohl kein anderes Projekt hätte so schön sich der Landschast angepaßt. Es erübrigt sich hier Näheres über die Ausmaße der Kirche und über die Pläne Vogls auszuführen, da wir das Werk in nstura vor uns haben. Zitieren möchte ich das Urteil, das Dr. Linus Birchler, Professor für Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hoch- schule in Zürich, über die Kirche abgab: „Die Kirche ist ein geist- volles Werk des Klassizismus, so charaktervoll und überraschend durch seine Klarheit und Eroßräumigkeit." Es sei mir gestattet, den Begriff „Klassizismus" etwas zu er- läutern. Angeregt durch die Ausgrabungen von Pompeji und des dadurch wiederentdeckten Baustiles der klassischen Römerzeit und be- fürwortet durch die Schriften von Wingelmüller und Lessing (um nur die wichtigsten Deutschen zu nennen) begann man nach 1750 sich von der überladenen Bauweise des Barock und seiner Neben- linien: des Rokoko- und des Zopsstiles wieder abzuwenden und die alten griechischen und römischen Formen wieder einzuführen und damit zur Einfachheit der Linie zurückzukehren. Der griechische und der römische Baustil werden als klassischer Baustil bezeichnet und die Rückkehr daher als klassizistisch. Dieser Baustil hielt sich unge- fähr bis zum Jahre 1850 und die bekanntesten Bauten dieser Epoche sind u. a. das Brandenburger Tor in Berlin, das Pantheon in Paris usw. Erwähnen möchte ich, daß die Maurer Kirche nach den Regeln des „goldenen Schnittes" erbaut ist. Darunter versteht man die Teilung einer Strecke in einem solchen Verhältnis, daß sich die ganze Strecke zum grötzern Teil so verhält, wie der größere Teil zum kleinen, oder mathematisch ausgedrückt: /̂kZ - — : LIZ. Im Raummaß ausgedrückt, verhält sich dann die Länge plus Breite oder Höhe zur Länge, wie die Länge zur Breite oder Höhe. Diese
	        

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