Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

88 — kenntnisse, weshalb er einige Kandidaten ins Kloster aufnahm, die nachher wenig Ehre einlegten. Auch sank unter ihm die Disziplin sichtlich herab. Aber es will immerhin doch etwas heiszen, dasz auch die Gegner Kaisers wie z. B. Dr. Schwarz den Abt als ein Beispiel „inniger Religiosität" hinstellten.') Wäre aber Kaiser nicht wirklich mit reinem Schilde dagestanden, so hätten die Patres und die Profes- soren sowie seine Schüler dem Abte und der Öffentlichkeit das sicher nicht vorenthalten. Kaiser warf keine Steine aus Disentis, er aner- kannte noch 185V. dasz die damalige Kantonsschule im Kloster „Be- deutendes gewirkt habe", ohne freilich die Tragik der Umstände zu vergessen.-) Für ihn aber war der Aufenthalt in dem altehrwür- digen Kloster am jungen Rhein doppelt wertvoll gewesen: er zeigte ihm den Weg zum alten Rätien und damit zur Geschichte seines eigenen Landes Liechtenstein und, was noch wichtiger ist, den Weg zu einer Glaubenserneuerung im Sinne der katholischen Romantik. III. Chur. Kaiser hatte sich schon im Winter 1841/42 um eine neue Stelle umgesehen. Seine Blicke wandten sich an die katholische Kantons- schule in St. Gallen. Dort herrschte seit 1841 statt des früheren liberalen ein konservativer Kurs. An Stelle des scheidenden liberalen Josef Anton Henne sollte Kaiser kommen. Aber man konnte sich dazu nicht entscheiden, vermutlich weil eben gerade damals Kaiser so viel angegriffen wurde und nicht als eindeutige Figur erschien. Die Kir- chenzeitung bemerkte: „Noch zur rechten Zeit gingen der dortigen Behörde die Augen auf und sie stand von ihrem Vorsatze ab."') Hingegen gelang es ihm, in Chur an der katholischen Kantons- schule wieder anzukommen. Am 16. August 1842 wählte der Schul- rat gleich 7 Lehrer, die bisher in Disentis gewirkt hatten, unter ihnen an erster Stelle Kaiser. Der Schulrat kannte den Liechten- steiner seit Jahren 
und schätzte sein reiches Wissen und seine päda- Ueber den Abt Schumacher Ad.. Album Desertinense 1914. S. 56. Jgnaz Christian Schwarz. Wanderbilder von den Quellen des Rheins bis zum Rheinfall. 1843. S. 19. -) Vündnerisches Monatsblatt 1 (1850) 119. !) Schweizerische Kirchenzeitung 1842. S. 1V. Zu St. Gallen siehe Histo- risch-Biographisches Lexikon der Schweiz 4 (1927) 183—184.
	        

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