Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 76 — mit guter Bildung und reicher Erfahrung, wirkte nun der Liechten- steiner an der Disentiser Kantonsschule und lehrte besonders Latein, Griechisch und Deutsch an den mittleren bzw. oberen Klassen. Schon nach einem halben Jahre war er der Vertrauensmann des Schul- rates, dem er in besonderer Weise behilflich war, im Herbst 1836 einen neuen Lehrplan auszuarbeiten. Kaiser führte bei dieser Ge- legenheit auch ein zweiklassiges Lehrerseminar ein, an welchem er die eigentliche Erziehungs- und Unterrichtslehre gab.') Ein Jahr darauf, am 3. Oktober 1837, ernannte ihn sogar der Schulrat zum Rektors) Der Schulrat, dessen Seele der liberalisierende Alois de Latour war, sah offenbar in Kaiser das Werkzeug, die Schule zu heben. Mit dem Kovente vertrug sich Kaiser gut. Wir hören nie von Unstimmigkeiten gegen seine Person, im Gegenteil, die Patres waren ihm alle wohlgesinnt.^) Kaiser hatte eine angeborene Güte und wußte wirklich „edel, hilfreich und gut" zu sein. Er unter- stützte die Schüler finanziell, ja sogar ganze Familien im Dorfes) Abgesehen von seinen Ausgaben für Bücher verwendete er sein ganzes Einkommen für die Notleidenden. Der neue Aufenthalt wirkte auf Kaisers historische Studien sehr anregend. Die rätoromanische Sprache, die er ringsherum hörte, lockte die Neugierde des philogischen Eeschichtlers. Im Sommer 1838 erschien als Anhang zum Programm der Disentiser Kantonsschule eine zehnseitige Arbeit: „Ueber den Stamm und die Her- kunft der alten Rhätier." Aus Ortsnamen wie Vrigels. Dardin usw. und anderem Wortmaterial (z. B. Vab ^ Vater, Crap ^ Stein) schließt der Verfasser, daß die alten Rätier wie ihre helvetischen Nachbaren Kelten waren. Mit Niebuhr rückt er Livius zu Leibe, der die Rätier einfach als in die Alpen geflohene Etrusker ansieht. Kaiser zeigt den Unterschied zwischen dem rätischen und etruskischen Volkscharakter. Unser Forscher wendet sich gegen den berühmten Philologen Otfried Müller, der zwischen der etrus- kischen (bzw. rasenischen) Sprache und der rätoromanischen einen Zusammenhang herstellen will. Kaiser läßt indes die von den Galliern vertriebenen Etrusker bis ins südliche Rätien (Velt- !) Acta Cavitularia III. S. 168. 183. Schulproaramm von 1838. S. 7. 2) Acta Cavitularia III. S. 215 ») Chronica Monasrerii II. S. 164—165. ») Churer Kantonsschulvrogramm 1864. S. 26.
	        

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