Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1944) (44)

— 75 — Haltung „zwischen Stuhl und Bänke" geraten. Bei der Auskämmung der Kantonsschule durch die Radikalen im Jahre 1835 wurde er nicht mehr gewählt. Er hatte noch einen Schicksalsgenossen, den konservativen Protestanten und Dichter Abraham Fröhlich. Nur mit Schmerz verlieh Peter sein erstes größeres und erfolgreiches Wirkungsfeld, wo er trotz vorsichtiger und nachgiebiger Einstellung unmöglich geworden war. Indes ließ er dort viele Freunde zurück, mit denen er die Beziehungen keineswegs abbrach. Noch 1846 schrieb er „Leben und Wirken des Seminardirektors PH. Nabholz", einer heute weder in Aarau noch in Chur auffindbaren Biographie, die seine Freundschaft mit den Aarauer Kreisen darlegte. II. Disentis. An einem kalten Wintertage, am 26. Dezember 1835, trat der abgesetzte Liechtensteiner seinen Weg nach Disentis an, wo er durch den weltlichen Schulrat eine Stelle an der katholischen Kantons- schule erhalten.') Welche Gedanken mochten Kaiser begleichen? Einst hatte sein Lehrer Rotteck 1819 in Freiburg gewarnt vor der „moralischen Pest", die „aus der Dämmerung jener Klausuren und Dormitorien" entgegenwehe.') Aber er hatte doch Zweifel, ob sich dies gerade so verhalte, schrieb er doch in seinem Aarauer Rektorats- programm von 18301 „Die Klöster, in ihrem Leben und Wirken, sind der ideale Abdruck der ursprünglichen christlichen Gemeinde." In der Tat freute es ihn doch, sich von der kulturgesättigten Stadt in das stille Bergkloster zurückzuziehen. Und war es ihm vielleicht nicht auch zum Bewußtsein gekommen, daß die oberflächliche und indifferente Welt des radikalen Aarau doch nicht die richtige sein könne? War es nicht eigentlich gut, daß er aus dem früheren Milieu hinausgeworfen wurde? Wie dem auch immer sei, er hoffte in Disentis das „Ideal wahrer Erziehung und wahren Unterrichtes zu verwirklichen in einer Schule, die von der Welt und ihren Ver- führungen entfernt innerhalb der geheiligten Mauern eines Klosters ihre Stätte aufgeschlagen hatte". Kaiser gestand es später offen: „In der Tat hatte dieser Gedanken für mein Gemüt einen außer- ordentlichen Reiz."2) In der Vollkraft seiner Jahre, ausgestattet 1) Rechnungsbuch der kath. Kantonsschule in Disentis, sol. 87. 2) Schnabel 4 (1837) 101. ») Vündnerisches Monatsblatt 1 (1850) 108.
	        

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