Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 201 — Musik gerade die Orgelwerke Rheinbergers ausströmen, zeigt sich auch dann, wenn sie aus dem Original, aber „drei- bzw. vierhändig" auf dem Klavier gespielt werden. Freilich, jener von der Dynamik Richard Wagners aufgewühlten musikalischen Jugend konnte solch unaffektierte Musik nicht imponieren. — Heute jedoch, da die weit- gehende Erschließung alter Musik wieder die stille Einkehr gelehrt hat, wo man nach Jahren der Schlagworte wieder Musik ohne An- führungszeichen zu lieben vermag, könnte, müßte es auch zu einer Erneuerung in der Pflege Rheinbergers kommen. Als mich im Vorjahre ein bekannter Rundfunkkapellmeister um Nennung von Werken für Orchester bat, die weder zu an- spruchsvoll noch flach wären, schlug ich ihm als erstes Werk dafür die Ouvertüre zu „Die sieben Raben" unseres Meisters vor. Er führte sie alsbald auf und das fesselnde, so eingängliche Werk, mei- sterhaft gerade auch in seiner Orchestersprache, wirkte quellfrisch. Sollte es wirklich weniger zu unserem deutschen Volk zu sprechen vermögen als zum Beispiel die Ouvertüre zur „Diebischen Elster"? Ja — man versteht solche Querstände nicht in unserem Kultur- treiben. Während meiner Lernjahre in München führte mich der täg- liche Weg zum Odeon und zurück immer durch die Fürstenstraße, vorüber an dem neugotischen Eckhaus der heutigen Rheinberger- straße; und ebenso regelmäßig begegnete ich dem Hochgeehrten, beglückt, ihm meinen bescheidenen Gruß darzubringen. Als ich am 25. November 1901 denselben Weg kam, traf mich mein guter Ju- gendfreund Georg Hild dem Meister wie ein Kind zugetan — um mir nassen Auges seinen Tod zu verkünden. Zögernd schlichen wir ins Haus — die dunkle Treppe hinauf — standen befangen an der Tür — sodann vor dem so gut wie unverändert gebliebenen, in seinen Kleidern entschlafenen Meister. Sein reiches Lebenswerk abermals zu würdigen, stehen beson- dere Namen zu Diensten. Meine persönlichen Ausführungen wollen es nicht in solcher Art, sondern als dankerfülltes Bekenntnis eines Abkömmlings der Münchner Schule aufgenommen sein, die ja ohne Joseph Rheinberger nicht denkbar ist.
	        

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