Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1940) (40)

— 149 — allen begreifliche Überanstrengung hindeuten. Jenes Leiden aber, das des Meisters Todesursache werden sollte und ihn, wie wir Schüler später erfuhren, schon seit langem ergriffen hatte, war ihm keineswegs anzusehen. Aufrecht und achtunggebietend betrat er täg- lich pünktlich um 8 Uhr das Kontrapunktzimmer. Nie war an ihm während des 2 volle, pausenlose Stunden dauernden Unterrichts^, der bei seiner Arbeitsweise ein außerge- wöhnliches Maß von Aufmerksamkeit und Energie erforderte, eine Spur von Ermüdung zu bemerken. Auch erinnere ich mich nicht, daß er je zu spät erschien, oder daß in den beiden letzten Jahren Unter- richtsstunden krankheitshalber ausfielen. Bei einem Besuch am 14. Juli 1901, den ich abstattete, um mich für die am Schulschluß erhaltenen Auszeichnungen und Vergünsti- gungen zu bedanken (ich traf den Meister arbeitend am Schreibtisch) , sagte er mir allerdings: „Ich bin kränker als alle wissen und glauben." Der 25. November erbrachte dann die traurige Bestätigung dieser Worte. „I oseph Rheinberger im Alter von 62 Jahren gestorben." Wie viele Schüler in aller Welt mochten sich nun wieder jener Stunden erinnern, in denen sie neben dem Meister auf der Orgel- bank oder im Theorieunterricht gesessen hatten, um sich, jeder in seiner Art, das Rüstzeug für den beschwerlichen Kampf um Voll- endung zu holen oder zu mehren. Wie viele auch mochten noch ein- mal in Dankbarkeit ihrer beruflichen Förderung durch den Meister gedenken. Hatte doch seine, stets der lautersten Gesinnung und absoluten Unbestechlichkeit entsprungene Empfehlung Geltung weit hinaus über Deutschlands Grenzen. In meinem Besitz befinden sich Rheinbergers „Censur und Tagebücher für den Kontrapunkt- und Kompositions-Unterricht." Sie umfassen die Jahrgänge 1867 mit 1886. Die der Jahre 1887 bis 1901 sind nicht auffindbar. Aber auch die vor mir liegenden geben Zeugnis von der in seinem Unterricht geleisteten Arbeits- fülle und von der großen Zahl seiner zu Ansehen und Berühmtheit gelangten Schüler des In- und Auslandes. 7. Anschließend erteilte er dann noch Orgelunterricht.
	        

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