Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1904) (4)

— 232 — Alamannen zum Christentum bekehrt haben, so kann doch nicht ge- leugnet werden, daß auch hier das Christentum gepredigt worden ist, daß es also auch hier Missionäre gab. Es sind ja von den Männern, die beispielsweise unter den Alamannen gewirkt haben, nur wenige dein Namen nach bekannt, sast nur jene, die durch Gründung von Klöstern ihre Namen vereinigt haben. Den- noch haben viele andere vor, mit und nach ihnen gewirkt. Wer wollte das deshalb leugnen wollen, weil deren Namen uns nicht erhalten geblieben sind? Um das Jahr 1400 erscheint zum ersten Mal in den Urkunden der Name eines Pfarrers von Triefen, Aber dieser hatte schon viele Vorganger gehabt. Wer wollte dies leugnen, weil man deren Namen nicht kennt ? Und nun zum hl, Luzius! Jeder, der das liest, was der Kri- tiker über ihn sagt, muß, wenn er sonst nichts weiß, not- wendig die Meinung bekommen, die Geschichte von einen? hl. Luzius sei erst im 9. Jahrh, aufgekommen, vorher habe niemand etwas von diesem Manne gewußt. Dein ist nun aber nicht s o. Leider gestattet es die Zeit mir nicht, heute diesen Punkt er- schöpfend zu behandeln; ich hoffe das bei einer späteren Versamm- lung tun zu können. Für heute nur einige Daten: Vorerst ist das eine ganz verfehlte Methode der Geschichtsforsch- ung, wenn mau nur das annehmen will, was man mit Perga- ment und Siegeln beweisen kann. Die beständige Tradition eines Volkes ist auch ein vollgültiges Bewcismoment. Wer wollte auch aus dem 2. Jahrh, nach Christus - einen „Bries" verlangen, der anhöbe mit den Worten: Ich Luzius zc.! Nun aber steht die Tradition von ganz Rcitien, von den uralten Bis- tümern Augsburg (schon um das Jahr 300 Bischofssitz) und Chur und vom uralten Kloster St. Gallen für den hl. Luzius als den Apostel Räticns ein. Die Ueberlieferung sagt, daß St. Luzius um das Jahr 200 in Chur gestorben sei. Es ist ziemlich sicher, daß schon vor dem Jahre 400 in Chur ein Bischof war, was geordnete kirchliche Verhältnisse voraussetzt. Die Erinnerung an den großen rätischen Apostel konnte sich und 
mußte sich in Räticn, besonders in der Metropole Chur, leb- hast erhalten. Es ist nicht denkbar, daß »ian ohne diese unterbrochene und lebendige Erinncruug und Ueberlieferung, also ohne vernünftigen ja zwingeudc» Grund, die Verehrung des hl. Luzius eingeführt hätte, daß mal? also auf einmal angefangen hätte, einen fingierten Mann mit dem fingierten Namen Luzius als den großen Apostel Rätiens zu verehren, ihm zur Ehre Kirchen zu erbauen und ein jährliches Fest zu feiern! lind das in ganz Rätien, in den beiden Zentren römischer Kultur uud römischen Lebens, Lurin. ü-vtornm und 
.^u^nstA Vincllllieorum! Die beständige Tradition von Chur sagt, daß der hl. Valcntinicm, welcher am 8. Sept. 548 als Bischof in Chur starb, die Kirche des
	        

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