Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1904) (4)

— 161 — uügend helle und aussichtsreiche Zimmer gegen die Talscite vorhanden und lassen diese, dem Geschmacke der Zeit nicht entsprechenden Räume leicht entbehrlich erscheinen. Der morsche Kalkbelag der sleckigen Wände, der ausge- tretene, furchige Mörtclboden, Stöße von alten Dachziegeln und Abfälle jeglicher Art, vermögen den sympathischen Ein- druck des vernachlässigten Raumes nur leicht zu schwächen. Gegen den Hof westlich uud 
nördlich sind die gotischen Ge- wände und Mittelpfostcn der beiden Doppelfeilster, anfangs kantig, dann nach oben stark abgesetzt, durch eine Hohlfase gebrochen. Gluthitze und der Sturz des Dachgebälkes bei dem großen Brande (1499), bei der Sengung und Beraubung durch maß- lose Bauernschnren vermochteil die Steindecke zu spreugen, sonst wäre der eichene Unterzug in Fig. III. mit rechtwinklig kreuzendem Sattelholzc, unterfangen lind verstemmt von einer schweren Holzfäule, überflüssig. Aber gerade diese gute Holz- konstruktivn möchte man nicht mehr vermissen, wenn sie auch nach günstigem Ergebnisse einer Prüfung der Tragfähigkeit des Geivölbes entfernt werden könnte. Das anstoßende Gemach desselben Stockwerkes ist merk- würdigerweise nur durch die Gewölbedecke von oben zugäng- lich ; doch bei genauer Besichtigung zeigt 
es sich, daß das einzige Fenster gegen den Burghof in die ursprüngliche Eingangstüre eingemauert worden ist, die wahrscheinlich ivie bei dem da- nebenliegenden Gemache vom Hose aus über die gleiche Stiege mit Holzgang erreicht wurde. Ausgehängte Holzlaufgänge zur Verbindung der ver- zweigten Gemächer und Bauteil sind überhaupt bei den meisten Burgen in Ermangelung von Stiegcuhäusern uud inneren Verbindungstüren angefügter Zubauten anzunehmen; obwohl Wendeltreppen schon bei romanischeil Burgen (z. B. auf Boi- mout bei Eppail) vorkommen, wurden sie erst im 16. Jahr- hundert gebräuchlicher, aber in Rundtürmchen den alten Bauten vorgelegt oder bei Neubauten auch eingebaut. Wir haben bei unserer Burg drei Schneckenstiegen; 1, 2 sind später angehäugt, während 3 mit dem Baue ent- standen ist.
	        

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