Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1904) (4)

— 15V — fort bei GötziS), sondern nur ein Reduit, ein Zufluchtsort iu der äußersten Gefahr gewesen. Die starke und große Anlage für einen kanm bewohnbaren Bergfried, die auf Fortschritt in der Bauweise hindeutende horizontale Lngeruiug der kolossalen Steine, dann die spitze Einwölbung der Fensternischen lassen das fragliche Bauwerk uicht für gar alt erscheinen, die charakter- istischen Fensterchen aber, Fig. II, sprechen vollends dafür, daß der sog, Hcidcutnrm kurz nach 1300 entstanden sein mag. Viel später dars die Gründung dieses primitiven Baues auch nicht angenommen werden, denn um 1350 tauchen schon Kanonen und Mörser zum Schleudern von Stein- uud Eisenkugelu aus nnd damit 
vollzieht sich, freilich nur langsam, die Ausstattung der Bergfriede durch Schießscharten mehr und mehr. Die sehr schöne uud gut erhaltene aber leider auch un- gedeckte Ruine Neubnrg (bei Untcrvatz), etwa nach 1400 er- baut, hat gnr keinen Bergfried mehr auszuweiseu, sondern 
be- steht nur au? einem langgestreckten Wohnbnu, von dein die unteren zwei Geschosse durch gut behnucue spitzbogige 
Schieß- schlitze für Feuerwaffeu 
bewehrt sind. Nach der Mauertechnik allein (römisches Ziegelmauerwerk ausgenommen) das Alter einer Ruine zu bestimmen, scheint mir sehr gewagt; wenn mich bei recht alten Bauten kleinere Steine und willkürliche Lagerung häufiger erscheinen (z, B, bei der Ruine Schnlun), so kommen daneben schon in romainscher Zeit sehr schön behaucne Bosscnquadern vor (Turm Mnrsöl in Chur). Die Maucrverkleidung einer Burg geschah meistens mit dem Stcinmaterial, das gerade zur Hand war. Findlings- mnuermerk, plattiger, quadriger und Aehrenverband, gut und schlecht gebunden, kommt zu gleicher Zeit- vor. Wo bei un? Sandsteine zu Tür- und Fenstergewänden verwendet wurden (SarganS, Wcrdenberg, Tasters), deutet dies meistens auf einen späteren Neu- oder Anbau, der aber doch noch in gotischer Zeit vorgenommen wurde. Was den Namen Heidenturm be- trifft, den unser Bergfried führt, so ist daraus auf kein be- sonders hohes Alter zu schließen, wie viele anzunehmen geneigt sind und dieses Argument sogar zur Erhärtung der römischen Abstammung des Turmes anführten. Diese Bezeichnung weist
	        

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