Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1935) (35)

— 136 — hundert iin Gebrauch stand. Diese Werkstätte wurde aber nicht von Römern, sondern von der heimischen Urbevölkerung, ver- mutlich in römischem Auftrag, betrieben. Diese einheimische Bevölkerung hatte von der römischen Kultur nur verschwindend wenig angenommen, so z. B. das Münzgeld, das sich als äußerst bequem erwies, namentlich auch deshalb, weil ja die römische Straße, die vom Iulier her über Chur nach Bregenz führte, über die Luzisteig gelegt war. Es Konnte auch nicht ausbleiben, daß diese einheimischen Räter gelegentlich auf einem römischen Markt ein Stück römischen Kulturgutes nach Hause brachten. Der Besitz des Neptuns allerdings Kann nur schlecht gedeutet werden. Im großen und ganzen aber hat die Urbevölkerung an ihrem allen Kulturbesitz mit äußerster Zähigkeit festgehalten. Sie besaß noch ihre alte Keramik, die im Laufe der Jahrhunderte in steigendem Maße Keltische Einflüsse aufnahm, sie aber so zu verarbeiten wußte, daß der Gesamtcharakter ihres Kulturbesitzes nur wenig verändert wurde. Sie ließ sich also nicht romanisieren. Diese Feststellung erklärt auch die seltsame Tatsache, daß in Graubllnden trotz den römischen Straßen bisher nur so wenig römische Funde gemacht worden sind. Solche sind nur dort zu erwarten, wo römische Beamte und römisches Militär saßen, nicht aber bei der übrigen Bevölkerung, die in ihrer Kultur durchaus rätisch geblieben war. Von dieser Feststellung aus ist der Schluß sehr naheliegend, daß diese Rätier auch die Sprache der römischen Usurpatoren nicht aufnahmen. Schon Heuberger hat in seinem Werk „Rätien im Altertum"« diese Vermutung ausgesprochen, und es wird immer wahrscheinlicher, daß die eigentliche Romanisierung nicht der römischen Besetzung, sondern erst später der christlichen Kirche und der fränkischen Kanzlei gelungen 
ist. — Es ist natürlich dringend notwendig, daß die Beobachtungen in dieser Richtung noch wesentlich vermehrt werden. " Schlern-Schriften 20 Unioersttäts-iverlag Wagner, Innsbruck, 1932.
	        

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