Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1934) (34)

— 52 - Aber diese Brechung des e zu muß wohl älter sein als jene von ää zu äa, denn auch im inneren Bregenzerwalde wird we.ag, eassa usf. gesprochen und es kann mit mehr Wahrschein- lichkeit angenommen weiden, daß die Innerwälder dieses ea bei der Besiedlung ihrer neuen Heimat aus dem Rheintale mit- genommen haben, als daß dis rheintalische e.a sich später in den Innerwald eingedrängt hätte. In diesem Falle wäre doch wohl auch äa für äa dorthin gelangt, da es sich in beiden Fällen phonetisch um die gleiche Entwicklung handelt. Derartige Brechungen ursprünglich einfacher Vokale sind der alten Mundart in Liechtenstein wie in Südvorarlberg durch- aus fremd; dennoch können wir im nördlichen Teile des Landes solche Fälle beobachten. Aber auch diese sind aus der Mundart des vorarlbergischen Rheintales eingedrungen. Sie vermochten das Gebiet bis ungefähr Scham zu besetzen. Es handelt sich um die Entwicklung von althochdeutschem kurzem i und u vor r + Konsonant, also in Wörtern wie „Hirte, Wirt, wird", dann „kurz, kürzer, Wurzel, Gurt, Wurf" usw. In diesen Fällen wird heute im nördlichen Teile des Landes ia und ua gesprochen, also hiart, wiart oder wüart, kchuarz, kchüarzer, guart usw. Im Süden dagegen heißt es mit ein- fachem Vokal hert, kchorz, kchörzer usf. Auch in dieser Hin- sicht hat also der Süden das Alte bewahrt. Er stimmt überein mit der Mundart der Bündner Herrschaft und wiederum auch mit Südvorarlberg und ebenso mit Appenzell. Und wiederum zeigt sich das höhere Alter dieser Brechung darin, daß sie auch im Innerwalde vorkommt, wohin sie wohl ebenfalls bei der Ansiedlung aus dem Rheintale mitgenommen wurde. Diese Brechung besonders bei i ist übrigens im nördlichen Rheintale auch vor anderen Konsonantra in ungleich größerem Umfange eingetreten; es heißt dort z.B. auch pliaba, schmiad, wias, gwiaß für neuhochdeutsches „geblieben, Schmied, Wiese, gewiß" u. dgl., worauf hier nicht näher einzugehen ist. Alle diese Brechungen setzen lange Aussprache des Vokales voraus; ein althochdeutscher kurzer Vokal mußte vor der Bre-
	        

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