Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1931) (31)

— 31 — Von dem Grundsatz ausgehend, dasz „ein Kloster ohne B i - bliotheK einer Festung ohne Massen" gleiche""), wurde sicher- lich auch in Pfäfers eine Schreibstube errichtet, über deren Eingang, ähnlich wie über derjenigen von Fulda, die Inschrift gepaßt hätte: „Hier nur sitze, wer schreibt die Sprüche des heil'gen Gesetzes, Oder was frommen Sinns heil'ge Väter gesagt. Hüte sich jeder gar wohl, hier irgend Frivoles zu reden, Noch auch irre die Hand wegen frivolen Gesprächs. Emsig sammle man Schriften, die rein von jeglicher Fälschung, Daß auf sicherer Bahn eile des Schreibenden Kiel. Ist doch ein herrliches Werk, solch' heilige Bücher zu schreiben, Und des Schreibenden selbst wartet ein sicherer Lohn."-') In dieser Schreibstube wurden Schriften religiösen, poeti- schen lind sonstwie wissenschaftlichen und Künstlerischen Inhalts hergestellt und durch mühsames Abschreiben vervielfältigt. Wel- che Unfumme von Zeit es erforderte, die Werke des Altertums abzuschreiben, ist unglaublich, und wir begreisen es lebhast, wenn sich zuweilen an den Rand einer Seite als „Stoßseufzer" ver- irrte: „Gottlob, es dunkelt", oder „Wer nicht schreiben Kann, glaubt nicht, daß es eine Arbeit sei; drei Finger schreiben; aber der ganze Körper arbeitet". Als 
Schreibstoss wurde mancherorts Birkenrinde verwendet; für Pfäfers Konnte bisher hiesür der Nachweis nicht geleistet werden. Dagegen wurde sicherlich viel Schreibstoss aus der Papyrus staube oder aus Ziegenfell hergestellt; der letztere ist bekannt unter dem Namen Pergament. Für besonders wertvolle Handschriften verwendete man mit Car- min oder mit Purpur gefärbtes Schreibmaterial, sowie Silber- und Goldtinte, wobei man auf schöne Illustratio - nen und namentlich aus prächtige Ausstattung der I n i t i a l e n, d. h. der Anfangsbuchstaben, großes Gewicht legte. Sicherlich war dies auch in Pfäfers der Fall, 
wenn sich hierüber auch nur dürftige Notizen erhalten haben. Denn die verschiedenen Feuers- brünste haben jedenfalls sehr vieles Wertvolle zerstört. Auszeich- nungen über den Bücherschatz nennen neben den Mifsalien und Psaltern, neben Evangelien- und Responsorienbüchern, die für den
	        

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