Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1903) (3)

— 177 — verfügte. .„Die Methode dieses großen Pädagogen war die einfachste von der Welt, ihr Geheimnis das der mittelalter- lichen Bauhütten, der großen Schule der Renaissancen strenge Arbeit unter des Meisters Augen", sagt einer seiner Schüler. Rheinberger wußte was er wollte und wollte was er wußte. Wenn Zöglinge mit unreifen Kompositions- versuchen hervortraten, wurde ihr Dünkel von dem strengen Meister gewöhnlich scharf abgeführt. Aber trotz der großen Strenge, welche mitunter auch mit einer Dosis Sarkasmus ge- würzt war, zog Rheinberger immer mehr Schüler aus aller Herren Länder an sich; mehrere Hunderte saßen zu den Füßen des unübertroffenen Meisters des Kontrapunktes und trugen das da Errungene hinaus in die Welt, selbst über den atlan- tischen Ozean, wo unser Meister sast mehr gefeiert wurde und wird, als bei uns herüben. Viele dieser Schüler nehmen als ausübende Künstler, Dirigenten und Komponisten bevorzugte Stellungen ein. Im Jähre 1864 erkor sich ihn der Münch- ner Oratorienverein, dessen Repetitor er seit Gründung dieses Vereins, 1854, gewesen war, zu seinem Dirigenten. Gleich- zeitig ward er zum Repetitor an der königl. Hosoper ernannt. 1867 erhielt er den Titel königl. Professor und Lehrer des Orgelspiels und Kontrapunktes an der nenorganisierten Musik- schule. 1877 ward er zum k. Hofkapellmeister und Dirigenten der k. Vokalkapelle befördert. Jetzt sah er sich an die Spitze eines der ersten Kirchen- chöre Deutschlands gestellt, und konnte nun der Kirchenmusik, wozu Begabung und Neigung schon von Jugend an ihn so mächtig zogen, sich mehr zuwenden, zumal er auch seit dieser Zeit die Kirchenmusik in der Allerheiligenhofkirche leitete. Die erste Tat des Meisters in-dieser nenen Stellung war die Komposition einer herrlichen achtstimmig-en Messe, welche er Sr. Heiligkeit dem Papst Leo XIII. widmete, was ihm die vollste Anerkennung sowie die mittels päpstlichen Bre- ves erfolgte Ernennung zum Ritter des Gregor-Ordens ein- trug. Auch mit anderen Auszeichnungen wurde Rheinberger reichlich bedacht. Seit 1894 war er Ritter des Verdienstordens der bayerischen Krone, als welcher er Anspruch aus den per- sönlichen Adel hatte, wovon er aber keinen Gebranch machte;
	        

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