Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1903) (3)

— 176 — sind. Eine heitere Episode ans der ersten Zeit seiner Studien mn Konservatorium soll hier noch erwähnt werden. Auf.einem seiner Gänge zu oder von dieser Lehranstalt wandelte ihn in der Nähe des Krankenhauses, wo Baumanlagen sich befanden, die alte, in der Heimat oft befriedigte Lust des Baumkletterns wieder an, wobei er von einem Gendarm ertappt und verfolgt wurde. Doch der schnellfüßige Junge war im Laufen dem ihm nacheilenden Diener der hl. Hermandnd weit überlegen, und diesem blieb das Nachsehen. Weitere Ausbildung in der Kompositionslehre und im klassischen Schaffen erhielt er durch deu königl. Generalmusikdirektor Franz Lachner, den 'Meister klassischer Musik und Dirigenten der herrlichen Ode- onskonzerte und Opernaufführnngen. Von 1855—1859 lebte Rheinberger als Musiklehrer in München; denn 'zur Gewiuuung seines Unterhaltes mußte er auch Privatunterricht erteilen, wobei er von einigen dürftigeren Schülern nur eine ganz geringfügige Vergütung annähn?. Nebenbei fungierte er als Organist an der St. Michaelshof- kirche, deren gewaltiges Orgelwerk der kleine, schinächtige „Sep- perl" zum Erstaunen der Kirchenbesucher meisterte wie ein „Großer". Jii, 20. Lebensjahre stehend, erhielt er 1859 feste Anstellung am königl. Konservatorium zu München als Lehrer des Klavierspiels an Stelle des nach Dresden übersiedelten Professors Levnhard, und im folgenden Jahre wurde er an der gleichen Anstalt zum Professor des Kontrapunktes und der Komposition ernannt. Jetzt stand der junge Meister am Ziele seii?er Wünsche, frühzeitig selbständig zu sein nnd ein Lehramt zil bekleiden, und besand sich nun ganz in seinem Elemente. Als Lehrer war er ernst und strenge, dabei doch wohlwollend gegenüber seinen Schülern, welche ihm mit Hochachtung begegneten. Durch sein sicheres Auftreten, Wissen und Können, seine Pünktlichkeit, sowie seinen sittlichen Lebensernst erwarb er und erhielt sich die zum erfolgreichen Wirken im Lehramte so nötige Autorität. Unerbittlich verlangte er von seinen Schülern vollendete Einübung der aufge- gebenen-Pensen, hielt mehr auf musikalisches Verständnis und richtigen Ausdruck im Vortrag des zu spielenden Stückes, als auf brillante Technik, über welche er selbst doch unbeschränkt
	        

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