Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1903) (3)

— 171 — unter der Bedingung, daß der Sohn das Organistenamt in Vaduz deshalb nicht ausgeben dürfe; dazu gehörte auch die Einübung der Kirchengesänge mit dem Chorpersonal. Nachher kam dann der kleine Organist jeden Abend vor einem Sonn- oder Feiertage von Feldkirch nach Vaduz, um seiner Verpflicht- ung als Organist zn genügen. Dies aber war des weiten Weges — über 3 Stunden — und der nicht selten ungünstigen Witterung wegen keiue geringe Leistung. Da der Wanderer, als er in Feldkirch wohnte, öfter an Heimweh litt, so über- wand er diese Reisestrapazen leicht; es ging ja der lieben Hei- mat zu. An den Samstagen machte er den Weg ins Eltern- haus öfter in Gesellschaft des Vaduzer „Fleischboten", welcher an diesem Wochentage jedesmal nach Feldkirch kam und einen kleinen mit einem Esel bespannten und mit Fleisch und anderen Waren belndcnen Wagen nach Hause führte. Mit dein Nötigen an Kleidung, Wäsche ?c. 2c. versehe» und guten Lehren über sein ferneres Verhalten von der be- sorgten Mutter ausgerüstet, zog Josef nach Feldkirch, wo er von Schrammel freundlich empfangen wurde. Den Haushalt führte diesem etwa 30 Jahre alten, lcdigen Beamten seine Mutter. Den weiteren Unterricht, hauptsächlich in der Harmonie- lehre, erhielt Rheinberger von den? Chorregenten Philipp Schmutzer in Feldkirch, der seine Musikstudien am Konser- vatorium in Prag gemacht hatte und das Violoncell mit Vir- tuosität spielte. Im Klavierspiel übte Josef sich ebenfalls eifrig, manchmal auch auf der Orgel in. der'Stadtpfarrkirche. Der strenge Lehrer und der ernste, äußerst fleißige Musikzögling paßten, gut zusammen; letzterer machte auch hier rasch die er- warteten Fortschritte in seiner Kunst. Unterstützt wurde er iu diesem Streben von seinem Gönner Schrammel, der gewöhn- lich abends auf seiner Violine spielte und den Josef hiezu auf dem Klavier begleiten mußte, wobei ihm entweder eine Or- chcsterbaßstimme vorgelegt wurde, oder er frei improvisieren konnte. Durch diese Uebung der musikalischen Geistesgegenwart und Erfindung ward seine Auffassung so geschärft, daß er schließlich mit großer Leichtigkeit das Accompngnement fand und durchführte.
	        

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