Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

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Jahre 1736. Das war ein Winter, dergleichen wir noch nicht erlebt haben. Die größte Kälte war um Martini und im Frühling, ansonst aber lauter Sommerwetter, nie Schnee, zuwei- len warme Regen und dann 
Obcrluft, sodaß im 
Jänner schon Gras und Blumen 
zu sehen war, auch Laub an Stauden und Bäumen. Es waren die 
Staren schon angerückt, schon nesteten die Vögel. Darauf folgte ein rauher, kalter Frühling, daß 
alles spät anfing zu wachsen und darauf folgte ein unfruchtbarer, dürrer Sommer 
mit sehr vielem Ungeziefer. 
Es ist also wahr: Ein gelinder Winter, ein harter Sommer. Im 
übrigen ist Hierlands alles bedrängt mit Auslagen, Teue- rung und Hunger. Aller Handel und 
Wandel ist gehemmt, alle Pässe gesperrt. Das Militär haben wir immer im Land, abwech- selnd bald Husaren, bald Fußgänger. Viele Untertanen sind da- durch unglücklich worden durch Säbelhieb und manche sind um Roß und Wagen gekommen, als sie Konterband trieben, auch hin und wieder um Korn und Vieh, da sie doch mit den Soldaten abge- redet und ihnen Geld gegeben. Zu Nendeln haben die Soldaten ein Stück genommen. Die Fortschritte der Franzosen in Italien haben hierländs große Bestürzung verursacht. Denn am 16. Juni zog eine kaiserliche Armee in 
die hiesige Herrschast und lagerte ob Triefen anfangs der 
Valzner Wiesen, aus Furcht der Feind möchte durch Bünden hierdurch in Oesterreich einfallen. Kurz darauf 
lagerte sich wieder ein Eorps von 799 Mann auf Dux beim Kirchlein ob Schaan mit vielerlei Bagage, Roß und Wagen und etlichen Kanonen. Wieder ein Corps zog in die Dörfer Schaan und Vaduz. Täglich mußten die armen Untertanen Bagage hierher führen oder fort führen. Und nachdem in Oesterreich ein scharfer Befehl erfolgt, daß sie etliche Mann und 
zwar sehr viele zum 
Militär stellen mußten, so folgte kurz darauf 
in hiesiger liechtensteiner Herrschaft das näm- liche und kam gleich ein eilfertiger Befehl in die untere Herrschaft Schellenberg, daß man in 24 
Stunden solle die Rekruten bereit halten 
(von Eschen 12, Mauren 10, Ruggell 8, Gamprin 6, Schel- lenberg 4), oder das Militär werde auf die Exekution anher kom- men. Gleich 
am selben Abend haben alle Eschnerberger Knaben
	        

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