Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

- 88 - hundert die größte gewesen, so daß Bäume, Reben, der Türken in 
den Häusern, Vieh in Ställen erfroren, auch viel Unglück er- folgten. 1789. Unter die merkwürdigsten 
Jahre dieses Jahrhunderts gehört auch das Jahr 1789. Es geschahen in demselben Dinge, welche auf Jahrhunderte hinaus das Verweilen der Nachwelt bleiben werden. Die außerordentlich große, lang anhaltende Kälte und Schnee, die großen Wassergüsse, 
der Pariser Aufruhr, der Türkenkrieg nebst verschiedenen anderen Merkwürdigkeiten. Am 
14. Hornung wurde 
zu Feldkirch U. 
L.'Frauen Kirche ausgeplündert, das hl. Grab ist nach Mauren verkauft worden, auch wurde die St. Leonhartskirche daselbst geschlossen. 
Es sollen diese 2 samt all anderen Nebenkirchen abgebrochen werden und die Gefalle und Kapitalien werden in die Kricgskasse geliefert. Das Kribele aus 
Valduna ist nach Vendern verkaust worden. Auch wurde jetzt an alle österreichischen Untertanen eine Kriegssteuer aufgeladen, auf die Kapitalisten auf 2999 fl 12 fl auf die Bauern 12 fl, auf 
jeden Handwerksmann, der imstand ist, jährlich 12 fl zu verdienen, der muß jährlich 12 fl Steuer geben; alle Beamte müssen nach ihrer Besoldung Steuer geben. 
Keiner ist ausge- nommen als allein die Dienstboten. Es 
ist schier verwunderlich anzuhören: anno 
1762 ist zu Feld- kirch 
das Hochwuhr gebaut worden. Darnach hat man zur Er- haltung desselben alle Morgen um 6 Uhr 
den Psalter gebetet. So- bald 
der Psalter abgetan worden, 
ist aus der Stell das Wuhr wieder weggerafft worden. Der Vorschlag in der Jll, den sie ge- baut, kostet schon bei 999 fl. und wurde in einer Nacht wieder hinweggerafft. 
Es scheint halt, als 
wenn sie kein Wuhr mehr bauen könnten, bis sie 
den Psalter wiederum halten wie zuvor. Es sollen wieder neue Bücher in Oesterreich 
gekommen sein, darin eine faule Ketzerei enthalten, daß nämlich der Mensch keine 
un- sterbliche Seele habe. Es ist in diesem Winter auch in den Vaduzischen- und Schel- lenbergischen Herrschaften publiziert worden, daß 
man solle dem Landesfürsten eine Seelenbeschreibung einliefern, wie auch eine Beschreibung vom Viehstand, 
was schleunig vollzogen ward ohne Widerred.
	        

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