Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 78 — seinem Sarg geschnitzt und ihm das Tüchlein ab seinem Kopf ge- nommen und die Hobelspän unterm Kopf. Das Grab wurde end- lich wieder eingefüllt und die Erde alle Tage wieder weggetragen. Zuletzt wurde das Grab mit Ziegeln vermauert, aber es half doch nichts, denn vie Leute gruben neben den Ziegeln hinein. Endlich wurde noch eine Wacht aus den Friedhof gestellt, die nicht mehr graben ließ. Da nahmen die Leute Erde nußer dem Friedhof und legten sie aufs Grab. Es soll auch ein Krummer wieder gerade ge- worden sein bei seinem.Grab. Etliche glaubten gar nichts von dem und etliche glaubten fest, er sei ein hl. Leib. Endlich gibt auch sein hl. Lebenswandel zu verstehen, daß er ein Heiliger sein könnte. Als nun die Leute keinen Fried noch Ruhe ihm ließen, sondern Tag und Nacht viele Blinde, Krumme, Lahme und Taube dahergeführt und getragen wurden, so wurde endlich auf Befehl der Obrigkeit dieser Leichnam bei der Nacht hinweggenommen; man meint, er sei bei den Väter Kapuzinern aufbehalten. Gott wird ihn. wanns Zeit ist, schon wiederum ans Tageslicht bringen. Von dem Herbst, Wegen dem Eamprinerhcmdel ist in dieser Zeit zweimal ein Schreiben von Wien gekommen. Jetzt ist dieser Handel vor den Reichshofrat geschickt worden. Das erstemal dort- hin 
zu schreiben kostete M fl. Die neue Lehre ist noch immer im Fortgang. Es sind wie- derum neulich in ganz Oesterreich die Häuser genumeriert worden, und haben die Nummern ob den Haustüren; auch ist verboten worden, Nüstern (Rosenkränze) zu kaufen, außer vom Pfarrherr. Dienstag, den l2. Oktober ist zu Feldkirch wieder eine Neuigkeit eingegangen mit dem Begraben der Toten. Es starb ein Feldkir- cher am abgemeldeten Tag und dieser war der Erste, den man also begrub, und wills Gott, der Letzte. Sobald er verschieden ist, näht man ihn nackt in ein Tuch. Nach diesem kamen zwei Toten- gräber, brachten einen Totenbaum, legten ihn darein, trugen ihn zum Friedhof und niemand sollte dieser Leiche nachfolgen, als allein der Pfarrer und die Totengräber. Als sie nun auf den Friedhof kamen, leerten sie den Sarg aus unterm Vorzeichen, leg- ten ihm einen Strick um den Hals, zogen ihn bis ans Grab. Das Grab muß sein 6 Schuh tief und 3 Schuh breit. Dann wirft man 3 Schaufeln Kalk auf ihn, darnach ein Brett und scharrt ihn zu.
	        

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