Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1929) (29)

— 24 — einmal von ihm, er müsse eine ganze Sammlung, die schwer an den Mann zu bringen war, erwerben, andernfalls drohte man ihm mit einer abfälligen Kritik seiner Bilderbestände. Da die Einschüchterung ohne die beabsichtigte Wirkung blieb, wurden in einer angesehenen Wiener Zeitung gerade die besten Bilder der Galerie als Fälschungen erklärt; der Fürst, ob dieser Infamie aufs Tiefste verletzt, schloß seine Sammlungen wenigstens vor- übergehend für die Öffentlichkeit. Diese und ähnliche peinliche Ersahrungen zwangen ihn zu selbständigem Handeln, zur geisti- gen Unabhängigkeit von seinen Ratgebern, dadurch schulte er seinen Kunstkritischen und ästhetischen Blick und Konnte seiner Galerie jene lebendige Eigenart aufdrücken, die sich in einer feinstabgetönten Differenzierung der Künstlerischen Werte äußert und in eine rauschende Farbensymphonie ausklingt. Das politische Leben rechnet mit Imponderabilien, mit jenen Zufälligkeiten, die sich nicht mit der Wage wägen, mit der Elle messen, mit dem Verstände Kalkulieren lassen, die doch für die politischen Konstellationen von entscheidendem Einflüsse sind. So wird auch in noch viel höherem Maße das Letzte lind Höchste an der Kunst ewiges Geheimnis bleiben, be- grifflich nicht faßbar, nur offenbar der gleichgestimmten Seele, die den geheimnisvollen Geist der Kunst intuitiv in sich aus- nimmt. Nirgends fiihlt man sich dem Geiste des Fürsten näher als in seiner Galerie, die sein sormensinniges Auge und fein vom edlen Maße der Griechen beherrschtes Urteil zu einer erstklassigen Kunststätte erhob, griechische Formenschönheit verbindet sich hier mit dem Wahrheitsgehalte derGotiK, in der glänzendenFülle und in der organischen Entwicklung der verschiedenen Mcilevochsn ist die Sammlung für den Kunstfreund eine unerschöpfliche Quelle des Genusses und der Anregung, wo in einem stillen Ei- land Klassischer Schönheit Kostbare Schätze der Plastik und des
	        

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