Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1928) (28)

- 172 - Bei Leichgängen in Vadnz wird in der Pfarrkirche geläutet, wenn in dem Gebiete von „Landvogtsbüchel" (beim alten Regie- rungsgebäude) und vom Südende der Ortschaft her der Leichenzug auf dem Wege zum Friedhof ist. So lange der Leichenzug vom nörd- lichen Dorsende bis zu „Landvogtsbüchel" auf dem Wege ist, wird auf dem Schloß geläutet. Bei Kommunikanten wird ans dem Schloß mit beiden Glocken und in der Pfarrkirche mit allen Glocken geläutet. Bei Kindern, die noch nicht kommuniziert haben, wird in der Pfarr- kirche und auf dem Schloß mit der kleinen Glocke geläutet. (H^enn Jemandem die ersten Glückwünsche zum neuen Jahre von einer Frauensperson dargebracht werden, so sieht man das nicht gerne, es bedeutet nicht Glück. Am Abend vor dem Feste der 
hl. 3 Könige wird in der Pfarr- kirche Wasser und Salz geweiht. Diese geweihten Sachen haben eine besondere Wirkung und wird das „Dreikönigwasser" mehr ge- schätzt, als anderes Weihwasser. Vom „Dreikönigsalz" wird den Haustieren gereicht, wenn sie krank sind. Am Dreikönigstage werden auf die Türen mancher Häuser heute noch die Anfangsbuchstaben der hl. Drei Könige, möglichst mit einer geweihten Kreide, geschrieben. Das Dreikönigsingen war einst auch hier Brauch und erinnert in Vaduz daran der Vulgärname einer Familie, die man „s'Singeris" nennt, weil eine Vorfahrin derselben hier das in den meisten Ge- genden üblich gewesene Singen am Dreikönigstage übte. Der Text des bezüglichen Gesanges ist leider in Vergessenheit geraten. Die kirchliche Kerzenweihe am Lichtmeßtage ist heute noch all- gemein in Llebung. Ebenso der Halssegen am Tage des hl. Blasius, bei welchem der Priester zwei brennende Kerzen zu beiden Seiten des Halses der zu segnenden Person hält, während er das Segensgebet spricht. Diesen Segen holen sich vornehmlich solche,die öfter mitHalsleiden zu tun haben. Am Tage der hl. Agatha (5. Febr.) wurde einst in allen Häusern abends von der versammelten Familie der Rosenkranz gebetet. Dabei wurde für jedes der Anwesenden ein gleich langes Stück einer Kerze am Tische aufgesteckt und angezündet. Wessen Kerze zuerst herunter gebrannt war, das mußte zuerst sterben. Eine Kerze würde während des Rosenkranzes in der Küche am Kochherde aufgestellt und ange- zündet zum Schutze des Hauses gegen Feuerschaden.
	        

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