Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1928) (28)

— 170 — (^er Bursche, der ein ernstgemeintes Verhältnis zu einem Mädchen ^ hat, geht Sonntag, Dienstag und Donnerstag „zor Stobarti." Wer am Montag zur Stuberti geht, von dem sagt man, daß er am Sonntag nirgends Einlaß fand. Am Mittwoch gehen die Roßschelme, am Freitag die Schmalzbettler und am Samstag die Schuhwichser zur Stuberti. Will ein Mädchen einem ihm unsympathischen Verehrer zu verstehen geben, daß es auf seinen Besuch verzichtet, so bietet es ihm trockenes Brot an, namentlich dann, wenn der Verehrer noch recht jung ist. Oder es gibt ihm auf Neujahr ein Virnenbrot, in welchem statt der Birnen und Rosinen die Stiele und die „Botzi" (Rest der Blüte am einen Ende der gedörrten Birne) eingebacken sind. at ein Bursche durch sein Verhältnis zu einem Mädchen die Eifersucht eines anderen geweckt, so rächt sich letzterer dadurch, daß er im Verein mit anderen den Burschen von der Stuberti her- ausholt und nach Hause zu treiben sucht. Natürlich mitunter ein Anlaß zu Schlägereien. Wenn eine Köchin die Suppe versalzt, so ist sie verliebt. Hat ein Mädchen am Wäschetag schönes Wetter, so hat es einen treuen Liebsten. Dagegen sagt man von einer Frau, die am Wäschetag schönes Wetter hat, sie sei ein böses Weib. Wer sich am Tisch an die Ecke setzt, muß ledig bleiben. Brautleute sollen sich nicht Messer oder Brechen oder irgend welche Gegenstände schenken, die stechen oder schneiden, weil sie sonst die Liebe zerschneiden oder zerstechen. Wenn einem Mädchen beim Kaffeetrinken das Brot in die Tasse sällt, so denkt der Liebste an es, oder es kommt ein Gast oder es bekommt einen Brief. (^>ie Mütter der Brautleute gehen nicht zur Trauung und nicht ^ zum Hochzeitsmahl. 
Dies scheint dem Gedanken entsprungen zu sein, daß die Kinder durch die Gründung des eigenen Haus- haltes von dem elterlichen 
Herde scheiden.
	        

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