Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1921) (21)

68 hinaus — ein für die politischen Verhältnisse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts interessantes Dokument, versaßt von dem Konvertiten Minister Bartenstein, einem der gründlichsten Kenner der europäischen Höfe, von hoher staatsmännischer Begabung und unerschütterlicher Treue zum Hause Habsburg, dem Erzieher Josefs II. Die Geschichte geht oft andere Wege, als die Berechnungen der Diplomaten ihr vorzeichnen. Wenn der - spätere König Friedrich bald nach dem Tode Karls VI. den Augenblick für die Verwirk- lichung seiner längst gehegten Erobcrungspläne als gekommen er- achtete, mit der Gier eines Raubtieres in schmählichem Undank gegen, die großen, vom Vater Maria Theresias erhaltenen Wohltaten die junge österreichische Kaiserin überfiel und dadurch das Signal zu jahre- langen und blutigen Kriegen gab, so war also die Mission des Fürsten Wenzel wesentlich mißglückt und er hatte nicht vermocht, seinen persönlichen Freund auch zum Freunde seines Vaterlandes zu machen. Für den Augenblick aber Konnte der Fürst mit dem Erfolge seiner Tätigkeit zufrieden sein. Lein Verhältnis zum Kronprinzen war tiefgegründet, desgleichen hatte er sich die wertvolle Freundschaft des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, >de5 „al!en Dessauers", gesichert, wie die Briefe zwischen diesen beiden Feldherren dartun, der 
König selbst, dessen Gunst er sich durch die Besorgung von Soldaten für die bekannte „Lange Garde" erworben hatte, gab ihm in verschiedenen Briefen Beweise seines Wohlwollens und seiner Wertschätzung. Ebenso ge- wann er das vertrauen des intimsten Freundes des Kronprinzen, des Diplomaten Friedrich von Suhm, der aus die geistige Ent- wicklung Friedrichs wohl den maßgebendsten Einfluß ausübte, aber leider bald nach dessen Thronbesteigung starb und mit dem der Fürst in Briefwechsel stand, welcher für die Zeitgeschichte, aber noch in weit höherem Maße für die Charakteristik Friedrichs des Großen interessante Aufschlüsse bietet. Bereits im Juni des gleichen Jahres verließ der Fürst den Berliner Hof, wo er seine Aufgabe zur vollen Zufriedenheit seines Kaiserlichen Herren gelöst hatte. Eine zweite Berufung dorthin lehnte er ab. III. Zwei Jahre später betraute der Kaiser den Fürsten Wenzel mit einem neuen Botschasterposten, dem zwar nicht die hohe politische Bedeutung der Berliner Mission zukam, vielmehr galt es, den öfter-
	        

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