Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1921) (21)

wirtschaftlicher Verkehr mit dem Auslande fast ausschließlich durch viele Jahrhunderte auf der rechten Rheinseite abgespielt. So wurde es auch begreiflich, daß eine so schnelle und brüske Aenderung tief ein'schneiden mußte. Ob der von der „Volkspartei" gewünschte Zoll- vertrag .mit der Schweiz zustande Kommen wird, dürfte immerhin noch fraglich sein, da verschiedene Schwierigkeiten topographischer und wirtschaftlicher Natur, die hier nicht näher besprochen werden sollen, vorliegen. Durch die geänderten Zeitoerhältnisse und die eben geschilderte Zolloertragsauflösung wurden Vertretungen Liechtensteins im Ausl a nd e nötig. Der Landessürst ernannte daher den Prinzen Eduard Liechtenstein zum liecht. Gesandten in Wien, den privat- Kozenten Dr. Emil Leck in Lern zum liecht'. Gesandten -in de>" Schweiz. Eine starke Erregung verursachte im Lande die Spielbank- frage, welche neuerdings wieder aufgetaucht war. Ein Konsortorium bemühte sich um die Konzessionsbewilligung für eine Spielbank nach der Art von Monte Tarlo. Die „Gberrhein. Nachrichten" und ihr Redaktor arbeiteten lebhast für die Ronzessionierung, während das „Liechtensteiner Volksblatt" das Grgan der „Lürgerpartei" mit aller Energie dagegen Kämpfte. — vor nahezu fünfzig Jahren hatte unser jetziger Landessürst einem vom Landtage gefaßten Be- schluß, welcher sür die Konzessionierung einer damals ansuchenden Spielbank eintrat, die Genehmigung- mit Entschiedenheit versagt. Auch jetzt wäre zweifellos nichts anderes zu erwarten gewesen. Diese Aussicht und der drohende Einspruch des benachbarten Auslandes gegen eine derartige überall verurteilte Niederlassung wirkten an sich schon gegen ein Zustandekommen der geplanten Spielbank. Auch war die Einsicht immer mehr gewachsen, daß auf eine dem Unter- nehmen günstige Landtagsmehrheit nicht mehr zu rechnen sei. Auch die versuche der in 
der Presse arbeitenden Gönner des Unternehmens, die Spiele als möglichst harmlos hinzustellen, verfingen nicht mehr, da es sich tatsächlich um die Schaffung einer Spielbank nach dem Muster von Monte Tarlo, gemeinhin Spielhöhle genannt, handelte. So wirkten verschiedene Umstände .zusammen, daß unser Ländchen von diesem in mehr als einer Hinsicht schmutzigen Uebel verschont blieb und die Reinhaltung der christlichen und sittlichen Grundlagen höher bewertet wurde, als vorübergehender Geldgewinn.
	        

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