Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1921) (21)

55. „Volkspartei" mit ihrer weit nach links gehenden demokratischen Richtung, die gelegentlich auch antiklerikal austrat, nicht das, was man „christlich-sozial" nennt. Umgekehrt war die „Lürgerpartei", die besonders aus dem ruhigen Bürgertum bestand und mehr staats- erhaltenden Konservativen Ansichten huldigte, nicht das, was man unter mehr nach links orientierten Fortschritt versteht, sondern die Partei wollte mit dem Beiwort „fortschrittlich"' Kundtun, daß sie auch für weiteren Ausbau unserer Verfassung im demokratischen Sinne sei und für vernünftigen Fortschritt eintrete. — Tatsächlich hatten wir nun in unserem bisher ruhigen und friedlichen Ländchen Parteien, die sich gegenseitig immer lebhafter bekämpften. Gb bei unseren sehr Kleinen Verhältnissen ein solches politisches parteileben unserem Landeswohl förderlich war, Kann sicher nicht bejaht werden. In größeren Staaten sind Parteibildungen etwas Gegebenes und insoweit auch von Nutzen, daß die treibenden Kräfte angespornt werden, die vorliegenden politischen und wirtschaftlichen Probleme allseitig und gründlich zu beraten. Anders liegt die Sache in einem so Kleinen Ländchen, wie unser Land ist, das eigentlich nur eine größere Ge- meinde darstellt, in welcher sich die Meisten gegenseitig Kennen und sich auch im guten und weniger guten Sinne umeinander Küm- mern und so vielfach aufeinander angewiesen sind. Da wird, wenn das politische parteileben einzieht, leicht so vieles nur persönlich gemessen, die sachlichen Gründe und Werturteile treten in den Hinter- grund, die gelegentlichen Auseinandersetzungen nehmen einen gereizten Ton an, alles wächst immer mehr zu persönlichen Kämpfen und öffentlichen Zerwürfnissen aus und der Unfriede, der noch nie Segen brachte, führt das Regiment im Lande. Wer aber den Unfrieden, sei es in die Familie, sei es in die Gemeinde usw. bringt, schafft nichts Gutes. In größeren Ztaatswesen werden die politischen Kämpfe im allgemeinen sachlicher geführt, da die persönlichen Reibungs- stellen nicht so zahlreich vorhanden sind, wie in einem Kleinen Länd- chen, wo das Parteiwesen leicht das Bild von Kleinlichem Hader und Zorn bietet. Nach dieser Abschweifung über den Ursprung und die wenig- , erfr'euliche Entwicklung unseres Parteiwesens sei das Resultat der Landtagswahlen mitgeteilt: Aus den Volkswahlen giengen hervor: Albert Wolfinger von Valzers' Schmied Sprenger und Lehrer Risch von Triesen- Vorsteher Ios. Gäßner und Dr. Wilh. Leck von ,3 *
	        

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