Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1902) (2)

- 92 — muß äußerst ruinenhaft ausgesehen haben. Der Thurm mit seinem Helm hing so über, daß er dem schiefen Thurme von Pisa glich. Das Senkblei von der Helmspitze herab fiel außer die Basis. Ueberall klafften die Mauern 4—6 Zoll weit auseinander. Selbst Bauverständige wollten es kaum wagen hineinzugehen. Aber, nie- mand wollte Hand anlegen. Die Bürger waren sonst schon aller- seits in Anspruch genommen, zumal ein Rheinbruch nach dem anderen eintrat. Die fürstl. Beamten hatten kein Interesse an der Sache, und doch war die Baupflicht auf Seite des Fürsten als des Patronatsherrn. Im Jahre 1832 kamen endlich zwei fürst- liche Kommissäre von Wien. Die Notwendigkeit eines Neubaues konnte nicht bestritten werden, aber infolge eines unrichtigen Be- richtes nach Wien in Betreff des Vermögens der Pfarrkirche kam eine Entscheidung von Wien, die hier nicht acceptiert werden konnte. Von den 6000 fl. damaligen Kirchenvermögens hätten 3000 fl. zum Baue verwendet werden sollen; aber mit den übrigen 3000 fl. hätte die Kirche ihren Verpflichtungen bei weitem nicht nachkommen können. Die fürstliche Kasse hätte 4000 fl. leisten wollen. So unterblieb der Bau einstweilen. Als aber bald darauf Fürst Alois II. zur Regierung kam, wurden das Oberamt und die Ge- meindevorstehung beauftragt einen paffenden Platz für Kirche und Friedhof auszumitteln. Pfarrer, Ortsvorsteher und Säckelmeister einigten sich diesbezüglich auf den Platz, wo die Kirche nun wirk- lich steht und wo damals ein Baumgarten war. Dieser wurde von der Gemeinde angekauft, ebenso das ob dem Kirchenplatz stehende Haus samt Zubehör. Dieses Haus wurde aber bald da- rauf gegen den Willen des Pfarrers, der es für einen Pfarrhof reserviert haben wollte, veräußert. Am 1. Okt. 1834 wurde vom bischöfl. Ordinariate und dem Oberamte die Absperrung der alten Kirche verfügt und durch den Landesvikar Carigiet die Exsekration vorgenommen. Am Rosenkranzsonntag zog der Pfarrer mit dem Volke in Prozession hinab in die Marienkapelle, die nun 9 Jahre lang provisorische Pfarrkirche war. In der alten Kirche sei, so erzählt Hofer, „als Zeichen der Vorzeit" auf der Evangelienseite ein Sakramentsthürmchen gewesen. Wo das wohl hingekommen sein mag? Zum Neubau mußte das Kirchenvermögen laut Entscheidung des Ordinariates 1500 fl. bei- steuern. Die drei alten Glocken wurden umgegossen, die Orgel für
	        

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