Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1902) (2)

— 67 - an den Kulm hinauf reichte (Frommenhaus, Erble, Prafatscheng uud Rotenboden gehörten zum Schaaner Kirchspiel), bedenkt man ferner, wie schlecht damals die Wege im Dorf uud besonders am Berg waren, so kann man sich einigermaßen die ungeheure Arbeit vorstellen, die auf den Schultern eines einzigen Geistlichen lastete. Und doch fand Pfarrer Kriß noch Zeit zu wissenschaftlichen Stu- dien, von denen seine hinterlassene Bibliothek Zeugnis gibt. Da die Zeit der Reformation damals noch nicht ferne lag, kam es oft vor, daß Leute aus der protestantischen Nachbarschaft herüber kamen, um sich dem alten katholischen Glauben wieder zuwenden zu können. Manche junge Männer aus der Gemeinde machten als Söld- linge Feldzüge nach Italien, Deutschland und besonders gegen die Türken nach Ungarn mit; manche, und zwar oft gerade Söhne armer Familien, wurden vom Grafen Ferdinand Karl zum Kriegs- dienst mit Gewalt gezwungen. Viele sahen ihre Heimat nicht wieder. So fiel z. B. Dominikus Lampert bei der Eroberung von Buda-Pest 1689, Thebus Kindle in der Lombardei, Christa Beck und Hans Rig in Ungarn. Stefan Banzer wurde tot ge- meldet und darum für ihn die Bestattnis gehalten. Drei Tage darauf erschien er lebend in der Gemeinde, aber totkrank und starb nach wenigen Tagen. Es gab damals viele Leute, die eiu hohes Alter erreichten. Das Totenbuch verzeichnet aus jener Zeit nicht weniger als 6 Personen, die gegen 100 und über 100 Jahre alt geworden sind. Pfarrer von Kriß war besonders darauf bedacht, das Ver- mögen der Pfarrkirche und der Kapellen zu äuffnen nnd sah sich deshalb um Wohlthäter um. Unter ihm erhielt die Pfarrkirche einen neuen Hochaltar. Wie unter diesem Pfarrer das gransame Hexenwesen am furchtbarsten wütete, so hörre es auch unter demselben gänzlich auf. Was er in dieser Hinsicht gethan, ist unbekannt. Aus seinen Aufzeichnungen geht klar hervor, daß er selbst anfänglich, nach damaliger Auffassung, an einen Einfluß vo» Hexen (mglst'ieiuiu)' geglaubt hat. An zwei Stellen schreibt er langjährige (einmal eine 25jährige) Krankheiten diesem Einflüsse zu. Das Aufhören der Hexenprozesse, das ums Jahr 1681 erfolgte, knüpft die Ueber- lieferung an den Namen dieses Pfarrers. Er selbst hat darüber
	        

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