Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1902) (2)

- 264 — Ani Abend des 2. November zündeten die Franzosen überm Rhein auf den Höhen Freudenfeuer an. Mit wehmütigem Herzen mögen wohl unsere Bäter auf jene Feuer hingeschaut haben, wie auf Toteufeuer am Grabe ihres untergegangenen Wohlstandes. Wie viel Jammer und Schrecken hatte das Jahr 1799 gebracht! Die Wohnungen waren ausgeplündert, die Vorräte zum guten Teil aufgezehrt, die Ställe standen beinahe leer (den Triesenbergern sogar hatten die Franzosen für 6000 fl. Vieh gestohlen), Geld war keines mehr vorhanden. Dazu die fortwährende Last der einquartierten Truppen. Durch die Franzosen wurden die Leute als Feinde nach Kriegsrecht, von den Oesterreichern!) und Russen)̂ nicht viel besser behandelt. Gerne sah man das Jahr 1799 und mit ihm das 18. Jahrhundert scheiden und tröstete sich mit der Hoffnung, das kommende werde bessere Zeiten bringen. Der Winter unterbrach die Kriegsoperationen, aber unsere Dörfer hatten sehr starke Einquartierungen. Es lagen hier kaiser- liche Truppen, Modena-Dragoner und die Schweizer-Legion von Rachmann. Die Franzosen erschienen erst wieder im Jnli des folgenden Jahres. Vom 10.—12. Juli 1800 bemerkte man außer- gewöhnlich starke Bewegungen unter den Franzosen jenseits des Rheines, aufwärts gegen Trübbach und Graubünden. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli überschritten sie unter General Jardon den Rhein bei Ragaz, Maienfeld und Balzers. Während ') 
Interessant ist folgende Stelle aus dem Rathsprotokoll der Stadt Feldkirch vom 15. Juni 1799 und Vaduz 8. Juni 1799. Fürstl. L. Ober- amt ersucht die hiesigen Fälber, Zinngießcr und Kupferschmiede einzuver- nehmen, ob ihnen keine Waren von liechtcnst. Unterthanen zum Umändern gegeben worden seien, indem während des feindlichen Einfalles denselben von den Franzosen und Anderen (!) gestohlen worden sei. — Beschluß: Es sei strenge Nachforschung anzustellen. Auch wurde geklagt, daß die Schützen alles Wild zusammen schössen zu Berg und Thal. 2) Die Russen erregten bei ihrem Erscheinen allgemeines Mitleid. In zerlumpten Kleidern und vielfältig ohne Schuhe schleppten sich die aus- gehungerten Lente fort. Sie verschlangen allerlei Feldfrüchte ungekocht- rohes Türkenkorn war ihnen ein Leckerbissen. Rüben und Kartoffeln wurden ungewaschen genossen. 
Selbst höhere Offiziere ließen sich Kürbis, Kraut- storzen mit etwas Fleisch gekocht wohl schmecken. Vom geschlachteten Bich wurde alles benützt. Schwämme aller Art nnd Wurzeln wurden gesotten und verzehrt. Kein Wunder, wenn 
für sie trotz des kurzen Ausenthaltes die Auslagen an Nahrung und Kleidung doch verhältnismäßig groß waren.
	        

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