Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1918) (18)

— 10 — Vorarlberger Dorfchronikcn zu statten. Auch anderweitige Dar- stellungen über die Hungersnot in benachbarten Ländern wurden zu Rate gezogen. So wurden mir auch durch die gütige Ver- mittlung des Vorarlberger Landesarchivars eine größere Anzahl von Urkunden, die über das Hungerjahr 1817 in Vorarlberg berichten, vom Statthalterei-Archiv in Innsbruck zur Einsicht- nahme sür einige Zeit überlassen. Ich venützte dieselben jedoch nur insoweit bei meiner Arbeit, als sich auch Schlüsse auf unser Land daraus machen ließen. Endlich konnten auch mündliche Überlieferungen gelegentlich herangezogen werden. Die damalige Not und Teuerung war nicht nur auf Liech- tenstein beschränkt, sondern auch anderswo und zwar in weitem Umkreise mehr oder weniger fühlbar. In der> benachbarten Schweiz litten besonders die Kantone St. Gallen, Appenzell, Glarus und Thurgau, während Graubünden, Wallis und die innere Schweiz erträgliche Zustände hatten. Das uns nahe Vorarlberg und zum Teil auch Tirol waren schwer betroffen. Ungleich günstiger standen die Verhältnisse in Frankreich und Italien, die über größere Getreidemengen verfügten. Hingegen hatten die Getreideländer Süddeutschlands Baden, Württemberg und Bayern arg zu leiden, ja selbst weitere Gegenden bis nach Norddeutschland hinauf wurden von dieser Not der Zeit heim- gesucht. In Betracht kommt für die notleidenden Gegenden noch die allgemeine Zeitlage, welche durch die langen und schweren Kriege vom Jahre 1795 bis 1815 geschaffen worden war, und nicht -nur die Staaten als solche sondern auch die einzelnen Ge- meinden schwer belastete. Das war besonders in Liechtenstein der Fall. Der Schaden, den das kleine, kaum 6000 Einwohner zählende ärmliche Land nur in den Jahren 1794 bis 1802 er- leiden mußte, belief sich auf mehr als eine Million Gulden. Dazu kam noch, daß seit dem Jahre 1812 bis und mit dem Jahre 1815 nur schwache Ernteergebnisse zu verzeichnen waren. Doch komme» wir zur Schilderung des Hungerjahres selbst. Im Jahre 1816 hatten, wie den amtlichen Berichten in unserem Regierungsarchive entnommen werden kann, wiederholte Rhein- überschwemmungen einen großen Teil des Fruchtlandes unter Wasser gesetzt. Nach einer Vorarlberger Aufzeichnung gab es
	        

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