Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1918) (18)

berichtet das Kreisamt iu Bregenz an das Gubernium in Inns- bruck über die Zuteilung der Vorschüsse und klagt dabei bitter „über die höchst traurige Not", die um so niederschlagender sei, als man noch den fürchterlich langen Zeitraum von drei Monaten vor sich habe. Unsere Leute waren zum großen Teile gezwungen, durch Verpfändung ihrer Liegenschaften Schulden zu machen, was bei den armseligen Kreditverhältnissen zudem noch mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Außerdem langte das Geld bei der ungeheuren Teuerung nicht weit. Nun noch einige Bilder der damaligen Not und Teuerung. Wie uns die mündliche Überlieferung meldet, mußten sich viele Leute mit Grüsche und gemahlenen Türkenzapfen ernähren. Aus Tresterrückständen und Grüsche wurde Brot gebacken. Eine solche Bäckerei war auch damals im „Engel" in Vaduz, dahin kamen die armen hungrigen Leute und besonders die Kinder und ver- schlangen gierig das aus dem Ofen kommende Tresterbrot. Auch Brennesseln und Gras mußten als Nahrungsmittel dienen, und von armen ausgehungerten Leuten wurden sogar Misthaufen durchwühlt, um etwelche Nahrung zu finden. Als die Kirschen reiften, fielen die Leute hungrig darüber her. Die Abfälle der Erdäpfel, die man sonst den Schweinen fütterte, wurden häufig gegessen. Das Brot aus Getreide fehlte längere Zeit gänzlich. In einem Berichte des Vorarlberger Kreisamtes wird berichtet, daß in den notleidendsten Bezirken das Brot vollständig mangle, wohl werde etwas Brot aus Hafermehl und Kleie hergestellt, ja einzelne sollen sogar auf die Verbackuug des Brotes aus Bohnen- und Erbsenstroh verfallen sein. Grüsche und Klciemehl würde viel verwendet. Auch suchten manche durch vieles Bett- liegen sich vor schneller Verdauung zu schützen. Derartige Er- scheinungen werden wohl auch bei uns, wo es noch schlimmer stand als in Vorarlberg, vorgekommen sein. Die Lebensmittelpreise waren natürlich sehr gestiegen nnd zwar um das Vielfache, bei einzelnen Nahrungsmitteln sogar nm das Acht- bis Zehnfache und noch höher. Verhältnismäßig niedriger blieben 
die Preise von Butter und Käs, 
die sich aber immerhin auf das Drei- bis Vierfache erhoben, während der Preis 
für Fleisch sich kaum verdoppelte. Die letztere Erscheinung rührt davon her, daß der Großteil der Einwohner-von jeher
	        

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