Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1917) (17)

Der historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein hat in seinen im Jahre 1912 abgeänderten Satzungen uebst der vater- ländischen Geschichtsknnde auch die Pflege des Heimatschntzes als Vereinszivcck bezeichnet und sieht znr Erreichung dieses Zweckes Darstellungen über alte Sitten nnd Gebräuche, Sagen und Sprich- wörter vor. Und als Hochwürden Herr Kanonikus Büchel an der 1915er Jahresversammlung dieses Vereins in seinein lehrreichen Vortrage die Gegenstände des Heimatschntzes aufzählte, ummte er die Sitten, Gewohnheiten, Sagen, Sprüche und Lieder dcv Heimat. Auch anderwärts, besonders in Deutschland, haben sich Vereine, zum Teil schon seit vielen Jahren, dieser Zweige der Heimatschntzbeivegnng angenommen. Wie notwendig dies ist, braucht nicht weitläufig ausgeführt zu werden. Unsere Vorfahren, wir können schon nicht mehr sagen uuserc Väter im engeren Siuue, haben nicht gelesen. Die langen Winterabende, die Spinnstnbeten und die sonstigen freien Stunden wurden ebenso wie die Zeit der Arbeit mit Gesprächen gewürzt. Alles, was das Gemüt bewegte, wurde mit Mnße und Gründlichkeit besprochen. Und manches dessen hat sich in Sprüchen kristallisiert, ähnlich wie heute die Presse Schlagworte erzeugt. Diese Sprüche, die Lieder, die Geister- gcschichten und eine Menge Aberglauben wurden von einem Ge- schlechte dem andern überliefert. Der Stoff erlitt sicher manche Veränderung in seiner Form, dürfte aber im Wesentlichen immer wieder gleich weiter gegeben worden sein. Schauen wir jedoch heute in die Familien hinein, so sehen wir überall nnr Lesestuben. Ob das besser ist, darüber zu urteilen, enthalte ich mich. Aber sicher ist diese neue Art der Familieuuntcrhattuug ganz dnzn an- getan, das Altüberlieferte immer mehr'der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Dnrch das Lesen werden so viele nenc nnd sremde Eindrücke aufgenommen, daß im Geiste des Volkes kein Raum mehr bleibt, Frcnde an dem Singen und Sagen, seiner Altvordern zu finden nnd keine Zeit, davon zu sprechen oder den Worten eines iu seinen Jngendcrinneruugeu schwelgenden alten Väterchens oder Müttcrleins zn lauschen. Und doch wären heute noch überall
	        

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