Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1916) (16)

„Hört ihr'S, es schwebe» Feierklänge Vom Tal herauf zum Fclsenhaug: Es strömt zum Gotteshaus die Meuge, Lieb' Schwesterchen, mir 
wird so bang!" „Ach laß sie läuten, laß sie singen! Siehst du die süßeu Früchte dort? Wir müssen voll die Körbe bringen, Eh' gehen wir vvn da nicht fort," Die Sonne sinkt. Zur Heimkehr rüste» Die 
Mädchen sich mit frohem Sinn. „We»n setzt die frommeu Beter wüßten, Wer heut hat größcreu Gewinn!" Da ziehet in gewohnter Weise Die heil'ge Jungfrau durch die Höh'», Uud uccht iu schöner Frauen Kreise Und bleibet vor den Mädchen steh'n, „Ei, Kinder!" spricht sie, „liebste Früchte, Erlabend sind 
sie, süß uud lind; O, gebt zum einzigen Gerichte, Ich bitt euch, sür ein krankes Kind!" 3 entnommen dem Lesebuch für licchteust, Volksschule», 4 bis 6 mitgeteilt vo» Oberlehrer Frömmelt i» Tricfe»berg, 7 u, 8 mitgeteilt von Lehrer Risch i» Trieseubcrg, 9 mitgeteilt in der Triefcnberger Mundart von Ennlian,Schädler in Triejenbcrg, ' Die phonetischen Zeichen und die Übersetzung besorgte unser Vereinsmitglicd Regierungsjekrctär Ospelt in Vaduz, Die Tricsiicrberger Mundart ist ein Walliscr Dialekt. Die Einwanderung der Walliser erfolgte gegen Ende des 13, Jahrhunderts, (Vergleiche die Arbeit von I. B, Büchcl: lEluiges znr Walliserfrage" im neunten Bande unseres historischen Jahr- buches S. 103 ff,) Wer schon das Oberwallis bereist hat, findet die auffal- lende Ähnlichkeit des dortigen Dialektes mit dem Triesnerberger Dialekt rasch heraus. Allem Anscheine nach hat auch diese Mnndart insolge der Abge- schlossenheit, in der die Berggemeinde durch Jahrhunderte lebte, sehr geringe Wandlungen , gehabt. Erst in neuerer Zeit wurde Trieseubcrg durch bequeme Straßen mit dem Lande verbunden, 
ebenso ist das vorübergehende Auswan- dern von Triesnerberger Arbeitern erst seit etwa So Jahren stärker in Ans- schwnng gekommen. 
Immerhin ist dieses Heraustrete» ans der frühereu Abgeschlossenheit bei manchen nicht ohne merklichen Einfluß ans die heimische Mnndart geblieben. Tätsächlich 
hat sich auch innert den letzten fünf Jahr- zehuten der Triesnerberger Dialekt unsern Taldiälekten genähert. Die Dar- stellung der Sage vom Weidmann im alten Triesnerberger Dialekt ist daher nmsoinchr angezeigt und ivird manchem willkommen sein, 
der sich für »ufere Mundarten interessiert.
	        

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