Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1915) (15)

- 98 — Endlich fand am 28. März (1786) zu Nendeln in der Wirt- schast des Andreas Marxer eine Konferenz statt. Anwesend waren: Franz Michael Heinrich Gilm v. Rosenegg, I. U. Lic., fürstl. Rat und Landvogt, mit dem Rentmeister Joses Fritz; ferner Christian Beda, Administrator zu St. Johann und Dominikus Zürcher von Ottobeuren. Es wurde vereinbart: 1. das Kloster liesert das Bauholz auf den Platz, weil man im Liechtensteinischen an Bauholz den größten Mangel hat. 2. Der Fürst gibt Ziegel und Kalk. 3. Es wird ein Baumeister angestellt- 4. Wegen dem beim alteu Pfarrhof noch stehenden gewölbten Keller soll der neue Pfarrhof auf die alte Hofstatt erbaut werden. 5. Das Brauchbare vom alteu Bau soll für den neuen verwendet werden. 6. Einstweilen soll der Pfarrhof mit Schindeln gedeckt werden. 7. Vorbehalten bleibt die Erwägung, ob man nicht den jetzigen Pfarrer und die Stadt Feldkirch um einen Beitrag angehen wolle. Der Abt genehmigte diese Abmachung. Nur möge das Bauholz nicht aus der Klosterwaldung genommen, sondern anderswo ge- kauft werden. Daß beim alten Pfarrhof Gefahr im Verzug war, beweist folgende Anzeige des Landvogts an den Administrator zu Feldkirch, des Inhalts: der Sturmwind hat vom alten Pfarrhof das Dach fortgenommen und der Pfarrer mußte in ein anderes Hans flüchten. Es soll daher am 28. Dezember, was noch vor- handen ist, versteigert werden. Leider scheint das Geschäft des Pfarrhofbaues je länger je weiter hinausgeschoben zu werden. Von den Erben des Pfarrers Matt soll ein Beitrag verlangt werden. Die Stadt Feldkirch behauptet, sie habe das Präsentationsrecht ohne Baupflicht. Wenn dem so sei, dann zahle der Fürst 506 fl und entziehe sich dann jeder ferneren Pflicht. Wenn man die Wälder des Klosters mit denen des Fürsten in Mauren vergleiche, so sehe jeder sofort ein, daß das Kloster viermal soviel Holz geben könne als der Fürst. Wenn der Prior billigeres Angebot machen könne, sei die Regierung dessen froh. Aber jetzt wäre es hohe Zeit, endlich voran zu machen, den Wiuter Baumaterial herschaffen zu lassen, um den Bau im Frühling zu beginnen. An den Bischof schrieb der Landvogt zu Ende 1786: Der Fürst hat schon früher beföhlen, ein von Grund auf gemnuertes Gebäude aufzuführen. Es wurde vom hiesigen herrschaftlichen Baumeister ein Riß und Bauüberschlag gemacht und die Arbeit in Akkord gegeben. Einer Einladung zu einer neuerlichen Kon- ferenz ging der Administrator immer aus dem Wege. Jetzt hat der Pfarrer keine Wohnung mehr und es muß gebaut werden. Weil der Landvogt nicht weiß, wer eigentlich in Ottobeuren be- fiehlt, und man von dort keine Antwort bekommt, fragt er den Bischof an, ob der alte Pfarrhof nicht versteigert werden dürfe.
	        

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